Mitten in Maisach:Dann doch lieber Blumen

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Will man eine Stichstraße nach Bienen benennen, landet man schnell im Reich der Süßspeisen

Kolumne von Erich C. Setzwein

Wer Preise vergleicht, wird schon mit einer einzigen Suchmaschinenabfrage feststellen, dass es preiswertere Flecken in Deutschland gibt als den Landkreis Fürstenfeldbruck. Zu dicht ist die Bebauung ohnehin schon, und doch kommen jedes Jahr mehr neue Häuser dazu. Sie entstehen oft in eigens ausgewiesenen Baugebieten auf der vorher sprichwörtlich bekannten und danach vernichteten grünen Wiese. Das ist nicht nur in Maisach so, auch in anderen Orten Deutschlands wird gebaut, und der Trend wird wegen Corona wahrscheinlich zunehmen, weil sich ein Lockdown im eigenen Haus mit Garten besser überleben lässt als in der Dreizimmerwohnung mit Einquadratmeterbalkon.

Nun müssen in den Neubaugebieten Straßen gebaut und vor allem benannt werden. Ideen sind gefragt, und manchmal gibt es ob der gefundenen Bezeichnungen Anlass zur Heiterkeit. In Halstenbek zum Beispiel, nördlich von Hamburg im Landkreis Pinneberg gelegen, kann man "Im Höschen" wohnen. Das ist lustig, weil man das Wort wie das Kleidungsstück aussprechen kann, aber auch mit "sch", was dann weniger lustig, aber richtig ist. Denn Hö-schen ist ein alter Flurname wie "Am Hollen", der Straße gleich daneben.

In Maisach hat man sich für das Baugebiet Maisach-Ost nicht der Fluren erinnert, man hat sich auf die Namen von Alpenblumen verlegt. Das ist zwar minder spannend, aber die Leute finden sich zurecht. Von der Almrauschstraße geht es in die Edelweißstraße und die Enzianstraße, und man kommt von dort auch in den Almrauschweg. Nun fehlen aber, wo bald die letzten Felder zugebaut werden sollen, noch die Namen für zwei Stichstraßen, weshalb die Fraktion der Grünen stichhaltige Gründe gefunden haben, Insektennamen zu vergeben: "Ohne Insekten gibt es keine Blumen", begründet Gemeinderätin Heike Demant den Antrag in der jüngsten Sitzung: Petra Endres, die Chefin im Maisacher Bauamt, bringt deshalb den Hummelweg und den Libellenweg als Vorschläge, die CSU-Fraktion hätte lieber die Anemone und das Veilchen verewigt. Zwischen den Blumen Insekten? Passe irgendwie nicht.

Demant und ihre Fraktion bleiben bei ihrem Antrag. Bevor er jedoch abgelehnt wird und die Blumen gewinnen, wirft Demant noch ein paar andere Namensideen in die Runde. Auf den "Bienenwinkel" reagiert die Bauamtsleiterin schlagfertig und meint, wenn es sich um eine Stichstraße handele, müsse sie ja "Bienenstich" heißen.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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