Mitten in Landsberied:Von Anita bis Zimtstange

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Die Menschen heißen, fast langweilig, Michael und Theresa. Die Kuh trägt den klangvollen Namen „Dakana“. (Foto: BBV Oberbayern/oh)

Auf dem Kandlerhof wurden sich bei der Namensgebung der Kühe besonders viel Mühe gegeben

Glosse von Ingrid Hügenell

Susi ist der beliebteste Name. Nein, nicht für kleine Mädchen. Da ist die Susanne seit den frühen Siebzigern out, obwohl sie vielleicht ein Comeback verdient hätte. Bei den bayerischen Kühen liegt Susi dafür auf dem ersten Platz, wie die Rangliste zeigt, die eine große süddeutsche Molkerei zum Jahresbeginn veröffentlicht hat. Es folgen Bella und Heidi. Auf dem Kandlerhof, einem großen Milchviehbetrieb und Erlebnisbauernhof in Landsberied, geben sich Christine und Richard Haas mit so einfachen Namen aber nicht ab. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Familie Haas die Milch ihrer Kühe an eine andere große süddeutsche Molkerei verkauft. Vielmehr werden die Kälber dort assoziativ und mit viel Fantasie benannt.

Die Bäuerin ruft alle ihre Kühe beim Namen, die Nummern der Ohrmarken sind nur für offizielle Papiere. Ein paar konventionelle Bezeichnungen gibt es dort schon. So stehen eine Irmi und eine Anita im Stall. Anita ist mit elf Jahren die älteste der Kühe, eine ihrer Töchter hieß Anis. Die Namen der Töchter sollen mit dem selben Buchstaben wie die der Mütter beginnen. Die Tochter von Irene heißt also Interior, nach der Messe, die in Fürstenfeldbruck stattfand, als das Kälbchen zur Welt kam, und auch eine Iga, wie "Internationale Gartenbauausstellung" gab es schon. Manchmal kombinieren die Haasens die Namen der Mutterkuh und des Stiers, mit dessen Sperma sie befruchtet wurde. Heraus kommt so eine Siliona, nach Sabina und Ilion. Ja, auch Zuchtstiere tragen interessante Namen. "Des is a ganz a Griabige", erklärt Haas, "eine Brave." Und der Vater, der stecke eben "in der Mitte drin".

Bei 70 Kälbern, die pro Jahr auf dem Kandlerhof geboren werden, ist es gar nicht so einfach, immer neue Namen zu finden, zumal auch die Stierkälbchen einen bekommen, obwohl sie bald verkauft werden. Oft helfen Assoziationen: Eine an Heiligabend geborene Kuh erhielt den weihnachtlichen Namen Zimtstange. Ihre Tochter sollte ebenfalls wie etwas zum Essen heißen. Heraus kam, selber Anfangsbuchstabe: Zwiebel. Da kann doch jede Susi einpacken.

© SZ vom 07.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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