Man kennt das aus den Nachrichten: Putin, Trump und Xi Jinping verfügen nicht nur über rote Telefone, mit denen sie im Krisenfall einen direkten Draht zueinander haben. Wenn sich die drei obersten Chefs der Welt partout nicht einigen können, gibt es als Ultima Ratio auch noch die roten Knöpfe. Die sollen nicht gedrückt werden, sondern dienen eher als Druckmittel. Um sie auf Dienstreise immer zur Hand zu haben, funktionieren die mittlerweile drahtlos und jetten mit dem Bedienpersonal in kleinen Köfferchen durch die ganze Welt. Jetzt kommen Kreisstadt und Landkreis ins Spiel. Beide haben längst abgerüstet. Die einzige Pershing I, die noch aus dem Kalten Krieg stammt, rostet auf dem Fliegerhorst still und leise vor sich hin. Sie wurde entkernt - es handelt sich um eine Hülse aus Stahl, die als Anschauungsobjekt dient. Besser so!
Aber einen roten Knopf, den gibt es sehr wohl. Der reist schon mal quer durch den Landkreis, sogar ganz ohne Köfferchen, so wie kürzlich. Das ansehnliche Ding wird in Kottgeisering aufgepflanzt an einem grünen Hang. Fast ein wenig verschämt wird der Metallfuß, auf dem der rote Knopf thront, in die Erde gedrückt und mit ein paar Heringen befestigt, als ob von dort eine Leitung führen würde irgendwohin. Vielleicht funktioniert das Ding ja drahtlos. Gleichwohl tickt der Landkreis anders als vergleichbare Großmächte: Hier sind sich die drei Chefs einig - und drücken dennoch gleichzeitig und beherzt auf den Auslöser. In die Luft fliegt nichts. Nur die Träume von Klimaschutz und umweltfreundlicher Stromerzeugung können fliegen, als Erich Raff (Aufsichtsratschef der Stadtwerke), Sandra Meißner (Chefin von Kottgeisering) und Bernd Romeike (Chef der Stadtwerke) die Solar-Freiflächenanlage in Kottgeisering symbolisch in Betrieb nehmen. Dann wird der rote Knopf friedlich wieder eingepackt.
Seht her, ihr Putins, Trumps und Xi Jinpings dieser Welt, so läuft das!