Mitten in Jesenwang:Mit fünf Sachen durch den Ort

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An der Schule werden 240 Pferdestärken nachweislich bestens gezügelt

Von Stefan Salger

Mögen sich viele Autofahrer auch über die angebliche Abzocke ärgern: Gerade an Gefahrenstellen sind Geschwindigkeitsmessungen durch die Polizei oder private Dienstleister durchaus sinnvoll. In Bayern dauert die jüngste Auflage des sogenannten "Blitzermarathons" noch den ganzen restlichen Juli an - im Gegensatz zu den Vorläufern werden die Standorte der rot blitzenden Kisten oder der mit Laserpistolen bewaffneten Polizisten diesmal aber nicht vorab veröffentlicht. Angeblich gilt das Augenmerk diesmal den besonders unfallträchtigen Landstraßen. Es wird nicht lange dauern, bis man vermelden kann, dass hier oder dort wieder mal ein Ochse mit Bleifuß mit Tempo 130 statt 80 vorbeigerauscht ist und sich deshalb über ein schönes Porträtfoto freuen darf.

Überhöhte Geschwindigkeit ist aber natürlich auch innerorts ein großes Problem. Rasern, die nicht selten in übermotorisierten Gefährten unterwegs sind, sollte vor Schulen oder Kindergärten denn doch lieber Einhalt geboten werden. Ebenso wie viele andere Städte und Gemeinden will Jesenwang sich aber nicht dem Vorwurf der Abzocke aussetzen. Deshalb wird vor allem auf reine Geschwindigkeitsanzeigen ohne schmerzhaftes Bußgeld gesetzt. Das leuchtende Plädoyer am Straßenrand: Fuß vom Gas!

Letztens war wieder einiges los auf Jesenwangs Straßen. 240 PS. Muss man mehr sagen? Kann das gut gehen? Wir legen uns also an der Jesenwanger Schule auf die Lauer. Und wirklich: Die Geschwindigkeitsanzeige blinkt mahnend. In Leuchtschrift steht da: "Sie fahren 5 Kilometer pro Stunde." Ein Haflinger schaut etwas verdattert, ein Pony leicht beleidigt, nur den Kaltblüter lässt der Rüffel kalt. Hier wird die Geschwindigkeit vorsätzlich nicht über- sondern eher unterschritten. Ein Ochse ist beim Jesenwanger Willibaldsritt nicht dabei. Es gibt eisenbeschlagene Hufe, aber keinen einzigen Bleifuß, dafür 240 Pferde, die sich artig in den langen Festzug eingereiht haben. Und so werden an jenem Sonntag zwar viele Fotos aufgenommen. Sie dokumentieren aber bestenfalls, dass hier die Pferdestärken vorschriftsmäßig gezügelt worden sind.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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