Mitten in Hörbach:Scherzbolde meinen es ernst

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Umriss abgesteckt: Der Jugendhütte würde das neue Hörbacher Feuerwehrhaus wohl keinen Platz lassen. (Foto: privat)

Freinacht-Aktion veranschaulicht die Sorge um die Jugendhütte. Eine neues Feuerwehrhaus könnte nach 25 Jahren das Aus für den Treffpunkt bedeuten

Kolumne von Christian Hufnagel

Die Freinacht ist gemeinhin die Nacht auf den ersten Mai. Das ist lexikalisch verbürgt. Gleiches gilt aber auch für eine regionale Ausnahme. Das Lexikon erinnert nämlich zugleich daran, "für den Landkreis Fürstenfeldbruck westlich von München galten außerdem die Nächte auf den 1. April, vom Karsamstag auf den Ostersonntag" sowie noch auf Georgi, auf den 23. April, und Pfingstsonntag als Freinächte. Und diesen alten Brauch ließen bisher unbekannte Täter nun wieder aufleben, und zwar im ländlichen Hörbach im Westen des Landkreises. Sie markierten mit weiß-roten Absperrbändern auf einer Wiese im Herzen des Dorfes die Umrisse eines möglichen Gebäudes und sprühten auf ein Bettlaken-Transparent eine wohl mahnende Gewissensfrage: "Warum hier?" Entdeckt hat das Ergebnis der nächtlichen Aktion am Ostersonntag ein Nachbar, Altbürgermeister Reiner Dunkel, der ein "brisantes Thema" berührt sieht und zu Recht die Frage stellt: "Freinachtscherz oder Protest?"

Es wird Letzteres gewesen sein. Denn unstrittig dürfte es sein, dass die Freinachtler den aktuellen politischen Zankapfel im Dorf ins Bild setzten: Auf der Wiese soll vielleicht das neue Feuerwehrhaus gebaut werden, was neben der optischen Beeinträchtigung der dörflichen Idylle vor allem eine Einrichtung bedrohen würde, auf die der Ort durchaus stolz sein kann: "Seit 25 Jahren sind die Jugendlichen beispielhaft integriert und verwalten sich selbst", sagt Dunkel: "Doch damit könnte es bald vorbei sein." Sein Argwohn veranschaulicht der Anblick: Mit dem neuen Feuerwehrhaus bliebe für ein kleines bestehendes Häuschen am Rande vermutlich kein Platz mehr. Das ist die sogenannte Jugendhütte, die auf dem Grundstück seit einem Vierteljahrhundert beheimatet ist - und maßgeblich auf eine Initiative des besorgten Nachbars zurückgeht.

Für den Altbürgermeister gebe es Alternativen. Ein Neubau am Ortsrand, der sich für ihn weniger auf den Charakter des Dorfes und des Ortsbildes auswirken würde. Diskutiert werde auch der Umbau des leer stehenden Schulgebäudes. Das erscheint allerdings fast ein wenig absurd, schließlich handelt es sich um ein wunderbares Jugendstil-Gebäude, das allerdings nicht unter Denkmalschutz steht und so allen möglichen Ideen der Dorfpolitiker von der Garage für Feuerwehrautos bis hin zum Abriss ausgesetzt ist. Schließlich bringt Dunkel noch die für ihn "radikalste, wenn auch sparsamste Idee" ein - ein gemeinsames Haus für die Feuerwehren von Althegnenberg und Hörbach. Und dieser Vorschlag klingt nun nach allem - nur nicht nach einem Freinacht- oder auch Aprilscherz.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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