Mitten in Gröbenzell:Zachäus macht keinen Urlaub

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Während sich manche Behörden in den Ferien eine Auszeit gönnen, können sich andere Einrichtungen solch profane Dinge nicht leisten

Von Stefan Salger

Erst vor ein paar Tagen haben wir just an dieser Stelle darüber schwadroniert, dass das Rathaus in Althegnenberg Mitte August zehn Tage lang dichtgemacht wird, weil Bürgermeister und Mitarbeiter offenbar nach Rimini an den Strand fahren oder sonst wohin in den (ja doch: wohlverdienten!) Sommerurlaub. Behörden können sich so was ja auch leisten, werden böse Zungen jetzt behaupten. Denn der Bürger ist darauf angewiesen, in der Amtsstube hier einen Stempel reinzubekommen oder dort ein amtliches Formular zu erhalten. Und das Rathaus ist auch der geeignete Ort, sich den Ärger über das Schlagloch vor der Haustür von der Seele zu reden. Wenn er da heute vor verschlossenen Türen steht, muss der Bürger halt morgen oder spätestens in zehn Tagen wiederkommen.

So einfach kann es sich die höhere Instanz nicht machen. Nein, wir spielen jetzt nicht auf die Türen der Staatskanzlei an. Und auch dem Seehofer sei natürlich sein Urlaub gegönnt. Die Rede ist hier nicht von Engelsfiguren der Christsozialen, sondern von der Kirche. Die hat natürlich längst erkannt, dass das mit den Kirchensteuern kein Selbstläufer mehr ist, vor allem aber Aufschübe bis nach der Sommerpause dem Seelenheil abträglich sein könnten. Nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber", das auch schon zu Urzeiten die zwölf Apostel beherzigt haben, reicht es freilich längst nicht mehr, den Gläubigen einen ausgezeichneten Service anzubieten. Heutzutage bedarf es schon eines entsprechenden Marketings. Mag es in punkto Crossmedialität noch Defizite geben, so ist die evangelischen Zachäusgemeinde in Gröbenzell doch grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Sie sperrt nicht nur die Kirche an der Rathausstraße auf und informiert darüber auf der Homepage ("Besuchen Sie unsere Kirche: Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr sowie während der Gottesdienste geöffnet"), sondern weist Menschen, die digitale Medien für Teufelszeug halten, auch noch ebenso analog wie dezidiert schwarz auf weiß darauf hin: "Die Kirche ist für Sie geöffnet" ). Getreu dem umfassenden Ansatz gilt das übrigens ganz gewiss nicht exklusiv für Sie, sondern auch für den Nächsten.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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