Mitten in Gröbenzell:Tücken der Technik

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Was im Web steht, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Das erfährt gerade auch Gröbenzells Zweiter Bürgermeister Martin Runge

Kolumne von Ariane Lindenbach

Irre, was für Möglichkeiten die moderne Kommunikationstechnologie bietet. Dank dem weltweiten Web kann man ganze Bücher oder Filme in Sekundenschnelle um den Globus schicken. Oder auf den virtuellen Pfaden von Google Street View wandeln, um den auserkorenen Ferienort vorab schon einmal zu inspizieren. Wirklich Wahnsinn!

Nun verhält es sich aber mit dieser modernen Technik nicht anders als mit allem anderen auch: Sie hat nicht nur Vorteile. Das erlebt gerade Gröbenzells Zweiter Bürgermeister. Ausgerechnet Martin Runge, Gründungsmitglied der Grünen und konsequenter Nichtbesitzer eines Mobiltelefons, hat nun durch einen kleinen, falschen Klick beim Aussuchen seines E-Mail-Verteilers in gewissen, politisch sehr engagierten Kreisen hellen Aufruhr erzeugt. Schon ist die Rede davon, dass "deutlich wird, wie respektlos der Zweite Bürgermeister Martin Runge mit uns Bürgern/innen umgeht".

Aber der Reihe nach. Es geht um den Bebauungsplanentwurf Freyastraße. In der Bürgerversammlung stellten Gröbenzeller jüngst drei Anträge zu der vom Gemeinderat angestrebten, in der Bevölkerung umstrittenen Änderung von einem reinen in ein allgemeines Wohngebiet. Nun befasst sich der Gemeinderat am Donnerstag damit, weshalb Runge sich vorab mit seinen Fraktionskollegen beraten wollte. Zunächst versuchte er noch - Ironie des Schicksals! - seine Anfrage telefonisch, aber nach zwei Absagen gab er auf, wie er in seiner Mail erklärt. Im Folgenden thematisiert er die Tagesordnung des Gemeinderates.

Und da kommt der Stein des Anstoßes: "Dann die drei famosen Anträge der Bürgerversammlung (werden wohl mit Verweis auf die frühzeitige Bürgerbeteiligung abgefrühstückt)." Wäre diese E-Mail nur an die Fraktionskollegen gegangen, wäre sicher nichts passiert. Runge klickte aber versehentlich auf seinen Verteiler an alle Gemeinderäte, nicht einmal nur die aktuellen. Und so landete das Schreiben auch bei Hans Böhmer und Edeltraud Mierau-Bähr, die sich an dem despektierlichen Ton stören. Da hilft es nicht mehr, dass Runge den Fehler fünf Minuten später merkte, sich entschuldigte und hinzufügte: "Bin froh, dass in meiner Mail nichts enthalten war, was der Geheimhaltung bedarf."

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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