Mitten in Gröbenzell:Süßer Impfanreiz

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Der Krapfen gewinnt nicht nur im Fasching, sondern nun auch in der Pandemie an Bedeutung. (Foto: Heigl)

Warum der Krapfen in Zeiten der Pandemie nicht nur im Fasching eine Rolle spielt

Kolumne von Florian J. Haamann

Es war im Juli, als eine kleine Nachricht aus dem gemütlichen Sonneberg in Thüringen erst in den sozialen und dann auch in den klassischen Medien wahlweise für Aufsehen, Kopfschütteln oder Schmunzeln gesorgt hat. Wer sich am 30. Juli dort hat impfen lassen, der hat eine kostenlose Bratwurst spendiert bekommen. Der erste Impfling hat seine Wurst um sechs Uhr am Morgen bekommen, insgesamt war die Zahl der Interessenten enorm, die Aktion ein voller Erfolg, es gab Nachahmer und Wiederholungen. Nun hat der Thüringer eben eine besondere Beziehung zu seiner Bratwurst, fast so wie zu seinen Klößen. Wer also ein ähnlich erfolgreiches Angebot hier in Bayern machen möchte, der sollte von Sonneberg lernen und sich tunlichst der lokalen Kulinarik bedienen. Weißwurst vielleicht, Leberkas und auf jeden ein Fall eine Brezn.

Dass die Gröbenzeller Gartenstadtgemeindler sich nicht gerne anpassen und immer eine - Achtung - Extrawurst brauchen, ist kein Geheimnis. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass man dort zwar einen Impf-und-Essens-Aktionstag plant, sich dabei aber dem Thüringer-Model verschließt. Ausgerechnet mit Krapfen will man da am Samstag, 13. November, von 9.30 bis 15 Uhr Menschen ins Café Wünsche locken, denen die Aussicht, an einer Krankheit nicht schwer zu erkranken oder gar zu sterben, nicht Anreiz genug ist. Andererseits ist der Krapfen gleich aus mehreren Gründen eigentlich doch ein ganz guter Bratwurst-Anreiz-Ersatz. Immerhin beginnt zwei Tage zuvor, am 11.11 um 11.11 Uhr offiziell die Faschingszeit, deren Wappentier der Krapfen ja quasi ist. Und dann besteht da ja noch eine gewisse Parallele zwischen dem Impfen und der Krapfenherstellung. In beiden Fällen bekommt der Protagonist etwas in sich gespritzt, was ihn eindeutig zu einer besseren Version seiner selbst macht. Insofern haben die Gröbenzeller wohl doch alles richtig gemacht - mal wieder.

© SZ vom 08.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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