Mitten in Gröbenzell:Friedensbringer auf Herbergssuche

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Im Rathaus liegen noch eine Menge Holztauben. Die sollen vor den Weihnachtsfeiertagen noch ein Zuhause finden

Kolumne von Ariane Lindenbach

Lang dauert es nicht mehr: Die Tage bis Heiligabend kann man bald an einer Hand abzählen. Und die meisten Menschen in unserem Kulturkreis fiebern dem bedeutendsten Fest des Jahres entgegen. Dabei hat auch die Adventszeit viele schöne Elemente: Da ist der Kalender, an dem Tag für Tag ein Türchen geöffnet werden darf - als Symbol für das langsame, aber stete Näherrücken des großen Festes. Und die vier Adventssonntage, früher Anlass für gemütliches Beisammensein bei Brettspiel und Kerzenschein, heute oft ein Termin, um Freunde zum Punsch auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen.

Und dann gibt es ja noch die berühmte Herbergssuche, oft thematisch dargestellt in einer Krippe, egal, ob im eigenen Wohnzimmer oder der örtlichen Kirche. In der Geschichte, die gerne auch mal von einer Kindergarten-Theatertruppe als Singspiel präsentiert wird, geht es um die vergebliche Suche von Maria und Josef nach einer Unterkunft in Bethlehem vor der Geburt Jesu. Freilich ist das Ganze ein verklausulierter Appell für mehr Mitmenschlichkeit. Diese bleibt in Zeiten von Wohnungsnot und Immobilienblase immer öfter auf der Strecke, weil sich jeder nur noch selbst der Nächste ist, wenn es um so existenzielle Dinge wie ein Dach über dem Kopf geht.

In Gröbenzell allerdings, wo man oft etwas spezielle Wege beschreitet, ist dieser Tage auch eine Herbergssuche am Start. Es sind allerdings nicht Maria und Josef, die noch schnell ein trockenes Plätzchen suchen. In der Kommune am Gröbenbach suchen unzählige Holztauben ein neues Zuhause. Selbstverständlich sind das nicht irgendwelche dahergeflogenen Vögel. Es handelt sich um die - Achtung, Symbolik - Friedenstauben, die anlässlich des Volkstrauertags im November von allerlei Gröbenzellern, vom Kindergartenkind bis zur Bücherei-Fachangestellten, gestaltet worden sind. Rund 500 hölzerne Friedenstauben wurden so individuell gestaltet. Zum Volkstrauertag kam aber nur etwa die Hälfte der Künstler, um ihre Holztauben mit nach Hause zu nehmen. Deshalb bittet die Gemeinde nun all die anderen Gestalter, ihre Holzkunstwerke zu den Öffnungszeiten des Rathauses abzuholen. Auf diese Weise könnten sich die Adressaten den Frieden während der Weihnachtsfeiertage ganz pragmatisch ins Haus holen. Zumindest als Symbol.

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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