Mitten in Gröbenzell:Döner-Notstand am Gröbenbach

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Der Gröbenzeller ist schwer zufrieden zu stellen: Erst äußert er Unmut über zu viele Döner-Buden im Ort, nun gibt es einen Aufschrei, weil sämtliche Buden geschlossen sind

Kolumne Von Ariane Lindenbach

Es passiert zwischen "zuf" und "zufr": Wer im weltweiten Netz nach "Mensch zufrieden" sucht - eigentlich soll es ja "Mensch zufrieden nie" werden - kommt nur bis zum "r". Sobald in der Maske der Suchmaschine "Mensch zufr" steht, erscheint unter den Vorschlägen auch schon: "Mensch nie zufrieden". Dass schon bei einer Suchanfrage im Internet so schnell der gesuchte Begriff vorgeschlagen wird, ist ein Beleg für das Phänomen, dass der Mensch nie zufrieden ist mit dem, was er gerade hat. Das kann mitunter etwas schizophren wirken, wenn ein Erwachsener in kürzester Zeit seine Meinung um 180 Grad verändert. Aber auch das kennt man ja, etwa von den endlosen Klagen über das Wetter.

Besonders plakativ ist ein solcher Meinungsumschwung, wenn gleich eine ganze Gruppe ihre Meinung mit aller Verve kundtut, um dann kurz darauf genauso leidenschaftlich die gegenteilige Haltung zu verteidigen - weil ja eine Gruppe aus mehreren Individuen besteht, die durchaus unterschiedliche Positionen vertreten können. Wie amüsant ein solcher mutmaßlicher Meinungsumschwung auf Außenstehende wirken kann, illustrieren zurzeit die Menschen in Gröbenzell. Ihren Lauf genommen hat die Geschichte vor ein paar Monaten, als bekannt wurde, dass in den ehemaligen, damals leer stehenden Kiosk am S-Bahnhof eine Döner-Bude einziehen soll. Ein Raunen ging durch den Ort: drei Döner-Imbisse in unmittelbarer Nähe? Der Widerstand, in den sozialen Netzwerken sowie im Gemeinderat, wuchs. Mehrere Parteien sammelten Unterschriften gegen diese Konzentrierung von Fast Food, ein Fernsehteam berichtete über die ungeheuerlichen Vorgänge in der Gröbenbachgemeinde.

Der Protest brachte ein paar Nachbesserungen, etwa bei der Lüftungsanlage und dem Fahrkartenverkauf. Doch die Döner-Bude am S-Bahnhof wurde schließlich eröffnet. Trotz aller Widerstände schien es, als würde Friede einkehren. Und jetzt? Helle Aufregung in der Facebook-Gruppe: "Du kommst aus Gröbenzell, wenn": Beide Döner-Buden, der in der Kirchenstraße und der am S-Bahnhof haben geschlossen. Verzweiflung schwingt in den Posts mit: Wo bekommt man jetzt seinen Döner her? Die Reaktionen sind hilfreich (ein Verweis auf Alternativen im Kaufland oder in Puchheim, Bestellpizza oder den eigenen Herd), in anderen schwingt eine Portion Ironie mit ("Dönnerwetter!" oder "Dönernotstand in Dönerzell"; einer will wissen, ob schon die Zeitung informiert wurde, andere vermuten einen gemeinsamen Urlaub der beiden Döner-Buden-Betreiber). Wie auch immer: Anfang September sollen beide wieder öffnen. Dann kehrt hoffentlich Zufriedenheit in Gröbenzell ein.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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