Mitten in Gröbenzell:Die hohe Kunst der Dramaturgie

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Der richtige Zeitpunkt für die Verkündigung eines Preisträgers kann schon eine Diskussion vertragen

Kolumne von Ariane Lindenbach

Aufmerksamkeit ist die Währung des digitalen Kommunikationszeitalters. Internetgiganten wie Facebook buhlen genauso um jede Sekunde Verweildauer wie die unzähligen Influencer. Und das Selfie könnte man unter kulturwissenschaftlichen Aspekten durchaus als Inbegriff des digitalen Zeitalters verstehen. Doch egal ob effektheischendes digitales Selbstporträt, das irgendwo im Netz hochgeladen wird, oder eine ganz und gar reale Preisverleihung mit Gästen aus Fleisch und Blut: Wer dafür die Aufmerksamkeit einer möglichst großen Menschenmenge haben möchte, der sollte sich vorher tunlichst eine Taktik für seine Dramaturgie zurechtlegen.

Mit der Verleihung ihrer "Lichtmesskerze" hat die UBV, die Vereinigung der Unabhängigen Bürgervertretungen im Landkreis, ohnehin das Ansinnen, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen. Seit 2003 wird die Kerze zu Lichtmess am 2. Februar an eine Organisation im Landkreis verliehen, deren Arbeit die Unabhängigen schätzen. Und für die sich die UBVler mehr Popularität, also auch mehr Aufmerksamkeit wünschen.

Gerade dann ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu wählen: für die Verleihung ebenso wie für die Bekanntgabe des Preisträgers. Findige PR-Strategen präsentieren eine solche Neuigkeit so geschickt, dass gefühlt die halbe Welt gebannt darauf wartet. Dafür braucht es freilich eine gut durchdachte Dramaturgie. Es muss genau überlegt werden, wann man welche Informationen an die Öffentlichkeit gibt und wie sie dort wirken. Genau darüber haben die UBV-Aktiven bei ihrer Kreisversammlung in Gröbenzell diskutiert.

Unter dem Dach der Alten Schule geht es in der Runde von zwölf Teilnehmern um die Frage, wann denn nun der beste Zeitpunkt sei, um den Preisträger 2019 bekannt zu geben. Wäre die Spannung nicht größer, ergo die Aufmerksamkeit entsprechend höher, wenn das Geheimnis noch bis zur Verleihung gewahrt bliebe? Nur kurz hängt diese Frage über den Köpfen. Dann wird sie ganz rasch verneint und beiseite geschoben. Die Frage hat sich nämlich erübrigt, die Presse ist schon da.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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