Mitten in Gröbenzell:Arbeitseifer ohne Folgen

Lesezeit: 1 min

Wie vorausschauend der Gemeinderat schon vor 29 Jahren agiert hat, ist jetzt in Gröbenzell aufgedeckt worden

Von GERHARD EISENKOLB

Ein Gemeinderat kann noch so viel beschließen. Da erst danach durch die Verwaltung die Arbeit beginnt, ist das Händeheben in einer Sitzung zuerst einmal nicht mehr als eine Willensbekundung. Je nach Sachverhalt kann es erschreckend oder auch sehr beruhigend sein, dass selbst der größte Arbeitseifer von Kommunalpolitikern nicht zwingend irgendwelche Folgen zeitigen muss. Schließlich sind Gemeinderäte ja auch nur Menschen, die irgendwann ihre noch so guten Vorhaben und Vorsätze vergessen, weil es so viele Dinge gibt, die sofort erledigt werden müssten.

Eine Statistik über nicht umgesetzte Gemeinderatsbeschlüsse gibt es leider nicht. Auch das ist menschlich, weil man dazu Fehler einräumen müsste und sinnigerweise in den wenigsten Fällen ein Datum bis zur Erledigung vorgegeben wird. Manchmal ist es dem Zufall zu verdanken, dass dann doch noch in einem Rathaus zwar beschlossene, aber selbst nach Jahrzehnten noch nicht begonnene Vorhaben ausgegraben werden. Wie vorausschauend der Gemeinderat schon vor 29 Jahren agiert hat, ist jetzt in Gröbenzell aufgedeckt worden. So hätte eigentlich schon 1987 am Kastanienweg auf einem Gemeindegrundstück ein Kinderspielplatz entstehen können. Da es aber immer was viel Wichtigeres zu tun gibt, verzögerte sich die Umsetzung, bis das Projekt ganz vergessen war.

Bis nun, eine Generation später, eine Mutter von zwei Kleinkindern, die zufälligerweise für die SPD im Gemeinderat sitzt, den Anstoß zur Aufdeckung des Versäumnisses lieferte. Inga-Verena Wiebers wiesen Eltern so oft auf das Fehlen eines Spielplatzes in ihrem Viertel hin, dass sie die Initiative ergriff. Zumindest besteht nun die Chance, dass wenigstens die Kinder derjenigen, die sich schon vor fast 30 Jahren am Kastanienweg hätten austoben sollen, das irgendwann dort tun können. Es sei denn, die Kinder der SPD-Gemeinderätin und ihrer Bekannten sind aus dem Spielplatzalter herausgewachsen, bis die nun einstimmig beschlossene Planung vorliegt. Sollte es wieder nicht klappen, bekommen vielleicht die Enkelkinder von Wiebers ein ganz tolles naturnahes Spielgelände auf der Streuobstwiese. Gute Ideen haben ja kein Verfallsdatum.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: