Mitten in Gröbenzell:Am Ende des Pelotons

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Im Landkreis-Ranking landet das urbane Zentrum der grünen Mittelschicht beim Stadtradeln nur auf einem Mittelplatz

Von Peter Bierl

Die Dominanz ist stärker als in der Bundesliga. Bei der Aktion Stadtradeln gewinnen die Germeringer jedes Jahr im Landkreis-Vergleich mit deutlichem Abstand. Mehr als 140 000 Kilometer haben ihre Teams in drei Wochen zusammengestrampelt. Der Stern des Ostens scheint uneinholbar. Die ärgsten Rivalen aus Bruck liegen mit 90 000 Kilometer hoffnungslos zurück und mussten sich in diesem Jahr sogar von den Puchheimern knapp überholen lassen. Klar ist auch, dass kleine Gemeinden im Westen und Norden im Landkreis-Ranking schon mangels Masse kaum mithalten können.

Viel spannender ist deshalb, was sich im Mittelfeld tut und warum. In Olching, der drittgrößten Landkreis-Kommune, schwang sich keine Hundertschaft in den Sattel und bewältigte auch noch weniger Kilometer als die deutlich kleineren Mannschaften aus Alling und Mammendorf. Viel Luft nach oben gibt es auch in Maisach, der kleinsten der größeren Kommunen. Die ländlichen Ortsteile könnten eher in der Disziplin Bulldogrennen punkten, während der Hauptort als Boomtown mit vielen Gewerbegebieten eher ein Pflaster für Gabelstapler und Lastwagen als für Fahrräder ist.

Lässt sich das schwache Ergebnis aus Maisach auf strukturelle Gründe zurückführen, bietet der bescheidene Platz im Mittelfeld, den Gröbenzell wieder nur erreicht hat, ganz viel Raum für Spekulationen. Die Gemeinde ist klein, überschaubar, dicht bebaut und eine Hochburg der urbanen grünen Mittelschicht, eigentlich das ideale Biotop für Radler. Stattdessen scheinen die Gröbenzeller mit dem relativ umweltfreundlichsten aller Fortbewegungsmittel zu fremdeln.

Wenn schon in der Gartenstadt bei so einem großen Event wenig zusammen geht, muss man sich über das Gesamtergebnis nicht wundern. So wirbt die Aktion Stadtradeln seit acht Jahren dafür, dem Klimaschutz zuliebe auf das Rad umzusteigen. Die Statistik hingegen verzeichnet mehr als 530 Pkw je Tausend Einwohner im Landkreis, Tendenz steigend. Statistisch gesehen kann die Bevölkerung locker auf den Vordersitzen ihrer Autos Platz nehmen und die Räder auf die Rücksitze quetschen.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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