Mitten in Germering:Wundersames Aufbäumen

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Der Christbaum eines SZ-Lesers treibt völlig überraschend aus

Von christian hufnagel

Die Geheimnisse um Weihnachten sind natürlich alle noch ungelöst. So steht weiterhin die Frage im Diskussionsraum, wie kommt das Christkind durch die verschlossene Tür ins Zimmer der Bescherung? Und in seinem Gefolge natürlich die Geschenke. Und zu guter Letzt der Tannenbaum, der offensichtlich durch ein Schlüsselloch passt. Als ob das nicht der Rätsel genug wären, hat das Mirakel den Germeringer Jürgen Wrede und damit die gesamte Menschheit mit einem weiteren konfrontiert. Nach altem Brauch stand sein Weihnachtsbaum, zuvor im Wald frisch geschlagen, im Wohnzimmer in einem Gefäß mit Wasser. Fürsorglich wurde immer nachgegossen, damit das Schmuckstück nicht so schnell nadelt und zur Erscheinung der traurigen Gestalt verkommt. Am Freitag, 15. Januar, macht Wrede dann die wundersame Entdeckung: "Die Rotfichte zeigt völlig überraschend frische Triebe." Dabei bleibt es nicht. Das frische Grün ist inzwischen weiter gewachsen, was der SZ-Leser bildhaft dokumentiert und der Redaktion zugeschickt hat. Inzwischen sei der Baum im Garten, fest verzurrt und in Wasser. Der Germeringer fragt nun: "Vielleicht ist so etwas woanders mit Weihnachtsbäumen auch passiert?"

Darüber hat Hans-Jürgen Gulder natürlich keinen Überblick. Auch sonst kann sich der Leiter des Brucker Forstamtes das Phänomen nicht erklären, dass ein abgeschnittener Baum wieder austreibt: "Absolut außergewöhnlich", sagt der Experte. Wurzeln könne er keine mehr bilden, stellt er klar und kommt zu dem einzigen Schluss: "Es ist wohl ein letztes Aufbäumen vor der Vertrocknung." Physiologisch passiert damit Folgendes: Der Baum saugt Wasser an und die Nadeln beginnen noch einmal zu assimilieren. Aber, so der Förster, das sei nur ein kurzzeitiger Effekt: "Zukunft hat das keine." So scheint sich in einem Germeringer Wohnzimmer vielleicht doch ein kleines Weihnachtswunder ereignet zu haben. Oder es ist wieder einmal der Klimawandel, der selbst vor der Haustüre nicht halt macht, durch einen Spalt mit hineingehuscht ist und dort seine bis heute weltweit vielleicht schönste Blüte getrieben hat.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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