Mitten in Germering:Maues Angebot für den Stadt-Fan

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Die einwohnerstärkste Kommune im Landkreis verkauft Merchandising-Artikel. Ein Handtuch oder eine Tasche mit dem Stadtlogo ist zu wenig. Germering muss sich mehr einfallen lassen

Von andreas ostermeier

Einen Kugelschreiber oder eine Postkarte, das kaufte man sich früher als Andenken an eine Reise oder als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Das französische Wort dafür heißt Souvenir. Das Wort ist ebenso veraltet wie Stifte und Postkarten mit Städtemotiven. Heute betreiben Städte, die etwas auf sich halten, Merchandising, den Verkauf von Werbeartikeln. So hat die Stadt München beispielsweise Flaschenöffner, Regenschirme oder Windlichter im Angebot. Zu erwerben gibt es in den städtischen Touristenshops auch Bücher, CDs und DVDs oder T-Shirts mit dem Namen der Stadt. Und dann gibt es noch die Wiesn, auf der das Geschäft mit München-Werbeartikeln nur so brummt.

Mit München kann Germering natürlich nicht mithalten. Doch auch die einwohnerstärkste Stadt im Landkreis verkauft Merchandising-Artikel. So ein Handtuch oder eine Tasse mit dem Stadtlogo, also der bunten Zierscheibe, die einem Amulett aus dem siebten Jahrhundert nachempfunden ist. Das Stadtlogo prangt auch auf einem Schlüsselanhänger mit Einkaufswagenchip sowie auf einem Magnet-Lesezeichen. Daneben gibt es noch das offizielle Stadtwappen. Das ziert eine weitere Tasse im Angebot. Und es gibt Bücher, in denen Wissenswertes über die Stadtgeschichte zu lesen ist.

Vom Standpunkt des Merchandising aus gesehen, ist das Germeringer Angebot jedoch recht mau. Das Rathaus selbst überschreibt es mit den Worten "Geschenkideen, Informatives und Nützliches". Zum Gähnen. Fans der Stadt können sich damit nur mäßig schmücken, der Werbeeffekt ist gering. Gut, beim Baden sieht der Nachbar auf der Liegewiese, woher man kommt. Aber schon der Einkaufswagenchip: Wer nimmt denn den wahr außer dem Besitzer? Und dann das Geld. Mit dem Verkauf erzielt die Stadt kaum Einnahmen. Man verkaufe die Artikel mehr oder weniger zum Selbstkostenpreis, heißt es aus dem Rathaus.

Das ist zu wenig. Germering muss sich mehr einfallen lassen. Gibt es nicht noch Asphaltreste vom Kleinen Stachus? Oder Teile der einstigen Bahnstromleitung? Das wären Artikel, mit denen Bewohner der Stadt Erinnerungen verbinden würden. Das steigert die Identifikation mit dem Wohnort. Oder Spielkarten für den Mietpreispoker. Oder ein Brettspiel mit dem Stadtplan von Germering und der Aufgabe: "Suche ein freies Grundstück!" Solche Artikel mobilisieren die Emotionen, die etwas gegen das Bild vom nüchtern wirkenden Ort mit den vielen Hochhäusern ändern könnten.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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