Mitten in Germering:Kühles Arbeitsklima

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Auch wenn es draußen 30 Grad hat - der OB hat immer einen Grund, den Stadtrat einzubestellen

Von Andreas Ostermeier

Aus dem Menschen wird man einfach nicht schlau. Hat er das eine, dann will er das Gegenteil davon. So stöhnen derzeit viele Leute über die Hitze und sehnen sich nach einem wolkenverhangenen Himmel und kühlen Temperaturen. Bis sie genau das bekommen. Im Herbst. Spätestens dann schwelgen sie in den Erinnerungen an das Sonnenbad am Meeresstrand und wünschen sich, dass es endlich, endlich wieder warm wird. Dieses ganz allgemein menschliche Verhalten gilt natürlich auch für den Germeringer, genauer den Germeringer Lokalpolitiker. Freilich grenzt es an Zumutung, bei mehr als 30 Grad Außentemperatur noch am Abend eine Sitzung im Rathaus absolvieren zu müssen, anstatt einen Biergarten oder einen See aufsuchen zu dürfen. Orte, an denen man es einigermaßen aushalten kann. Doch es hilft nichts: Der Oberbürgermeister hat eine neue Pumpe fürs Schwimmbad bestellt. Dafür braucht er noch eine Genehmigung. Außerdem muss über den Auftrag an eine Firma abgestimmt werden, die Rohre verlegen soll. Also geht es ins Rathaus.

Doch welche Überraschung! Als sich die Türen zum Sitzungssaal im sechsten Stock öffnen, strömt Stadträten und Besuchern kühle Luft entgegen. Die Klimaanlage arbeitet. 25 Grad hat es laut Thermostat im Saal - sie fühlen sich an wie 15. Rasch sind die erhitzten Lokalpolitiker abgekühlt, manche fürchten schon, bei einer langen Sitzung auszukühlen. Eben noch zeigten sie sich gequält von der Hitze, jetzt haben sie Angst vor den Folgen der Kühle. Also wird quer über den Ratstisch hinweg diskutiert, wie eventuell negative Folgen des Raumklimas verhindert werden können. Rasch einigt man sich interfraktionell: Damit die Sitzung schnell zu Ende geht, sollen die Stadträte sich Fragen verkneifen und wenig diskutieren. Die Beschlüsse sind doch sowieso sonnenklar. Das ist auch ganz im Sinne des Oberbürgermeisters. Andreas Haas schaltet die Klimaanlage zwar aus, droht allerdings, sie wieder in Betrieb zu nehmen, wenn es zu langen Diskussionen kommen sollte. Kälte und Drohung helfen. Nach zehn Minuten ist die Tagesordnung abgearbeitet.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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