Mitten in Germering:Heilige, rappende Königinnen

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(Foto: Günther Reger)

Während Frauen in der katholischen bekanntlich noch immer keine Pristerinnen werden dürfen, sind Mädchen als Weise bei den Sternsingern ziemlich gefragt

Kolumne von Ingrid Hügenell

Jetzt sind sie also wieder unterwegs, die Sternsinger. Am Freitag haben sie im Germeringer Rathaus vorbeigeschaut und dort Süßigkeiten bekommen. Eigentlich sammeln die Buben und Mädchen heuer Geld für Projekte, mit denen armen und behinderten Kindern geholfen wird. Im Erzbistum München und Freising sind 650 Gruppen unter einem Stern unterwegs, in Germering etwa ein Dutzend, sagt Diakon Sascha Miller.

Organisiert haben die ganze Sache ausschließlich Frauen, und etwa die Hälfte der Sternsinger sind Mädchen. Kann man daraus schließen, dass die katholische Kirche sich tatsächlich langsam für Frauen in kirchlichen Ämtern öffnet? Eher nicht. Dass Mädchen einen männlichen Weisen darstellen dürfen, heißt keineswegs automatisch, dass irgendwann einmal Frauen Priester werden können. Das Sternsingen ist schließlich eine Art Frondienst, und zum Arbeiten waren Frauen den Katholiken schon immer gut genug. Wie Miller sagt, wird es schwieriger, genug Kinder zu finden, die singend und spendensammelnd durch Straßen ziehen wollen. In den Pfarreien lagen daher Listen aus, in die sich eintragen konnte, wer besucht werden will. Diese Listen werden nun erst mal "abgearbeitet". Wenn dann noch Zeit ist, bekommen vielleicht auch Germeringer Besuch, die sich das nicht gewünscht haben. Wer unsicher ist, ob die Buben und Mädchen, die vor der Tür stehen, wirklich echte Sternsinger sind, kann auf den Stern schauen: Ihn ziere ein Stempel der Pfarrei, der die Authentizität der Gruppe beweise, sagt Miller. Zusätzlich haben die Kinder auch gestempelte Bescheinigungen dabei. Unliebsame Überraschungen durch betrügerische Gruppen sind laut Polizei heuer aber ohnehin nicht zu befürchten.

Eine lustige Überraschung erlebten voriges Jahr dagegen Münchner Haushalte: Bei ihnen klingelten Sternsinger, die ihren Text rappten: "Ein Frieden, der uns alle eint, er werde euch zuteil - puhjaaa". Wer wissen will, wie das klingt - es gibt ein Video auf der Homepage der Erzdiözese. In Germering sind rappende Könige leider nicht geplant.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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