Mitten in Germering:Früh weg wegen Gruber

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In kaum einer Landkreiskommune enden die Sitzungen so schnell wie in Germering. Aber manchmal ist schnell eben nicht schnell genug

Kolumne von Andreas Ostermeier

Sitzungen in Germering dauern meist nicht lange. Sie beginnen um 18 Uhr, und ehe eine Stunde vergangen ist, sind die Besucher schon wieder zu Hause. Das ist natürlich praktisch, hat man als Kommunalpolitiker noch einen freien Abend. Der männliche Teil des Ratsgremiums freut sich wohl vor allem darüber, dass die ehrenamtliche Arbeit deshalb nur selten mit der Übertragung von Fußballspielen kollidiert. Während in anderen Stadt- und Gemeinderäten im Landkreis an Fußballabenden weniger diskutiert wird, um pünktlich vors Fernsehgerät zu kommen, oder verstohlen aufs Smartphone geschaut wird, um den Spielstand mitzubekommen, vertrauen die Germeringer Politiker der souveränen und raschen Sitzungsführung von Oberbürgermeister Andreas Haas. Der Mann weiß, wann er aufhören muss. Zumeist jedenfalls.

Stadträtinnen haben es an Fußballabenden oft nicht so eilig wie ihre männlichen Kollegen. Zeitig nach Hause oder zu einer Abendveranstaltung kommen wollen aber auch sie. Zum Beispiel wenn - wie kürzlich - Monika Gruber in der Stadthalle auftritt. Sämtliche CSU-Frauen im Stadtentwicklungsausschuss hatten sich Eintrittskarten gekauft, um die Kabarettistin zu erleben. Die Diskussion über die vorgelegte Demografiestudie aber zog sich hin. 19 Uhr war schon vorbei, Grubers Auftritt rückte näher - und Haas ließ Wortmeldung um Wortmeldung zu. Da standen die CSU-Stadträtinnen geschlossen auf und verließen den Sitzungssaal. Schließlich sollte die Kabarettistin um 19.30 Uhr beginnen.

Die verbliebenen Stadträte reagierten irritiert, Eike Höppner, von der SPD und offensichtlich nicht im Besitz einer Eintrittskarte, unterbrach ihre Rede. Haas murmelte zur Entschuldigung, die Stadträtinnen hätten vor der Sitzung angekündigt, noch in die Stadthalle gehen zu wollen. Die Diskussion dauerte noch ein bisschen. Dann konnten alle heimgehen - verglichen mit anderen Kommunalpolitikern früh, aber diesmal eben nicht früh genug.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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