Mitten in Germering:Feiern wie die Hattenhofener

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Das Stadtjubiläum zieht ohne die ganz große Sause an Germering vorbei

Von Stefan Salger

AGründe zum Feiern gibt's genügend. Natürlich muss man sie erkennen und auch bereit sein, ordentlich die Korken knallen zu lassen. Jahrestage bieten sich hier ganz besonders an. Nehmen wir nur die Silberne Hochzeit - für Ehepaare, die sich seit 25 Jahren die Treue halten, ist das ein Jubeltag. Solche Termine machen Bürgermeister gerne zur Chefsache. So gratulierte Germerings Dritter Bürgermeister Helmut Ankenbrand vor ein paar Monaten Irmgard Köhler-Langewiesche und Herbert Köhler zur Diamantenen Hochzeit. Vor 60 Jahren hatten sie sich das Ja-Wort gegeben. Dass ausgerechnet diese Stadt nun ein anderes wichtiges Datum ohne große Sause verstreichen lässt, ist kaum nachvollziehbar.

Denn Jahrestage werden doch auf allen Feldern gerne gefeiert. Geschäfte begehen auch noch die krummsten Jahrestage, wie etwa das "vierjährige Bestehen". Hauptsache feiern! Da blickt man nun etwas ratlos auf die größte Stadt im Landkreis. Endlich gäbe es Gelegenheit, das unliebsame Schlafstadt-Image abzustreifen und es mal so richtig krachen zu lassen. Schließlich wurde Germering vor genau 25 Jahren die Stadtwürde verliehen. Und was passiert? Gut, am Wochenende gibt es auf dem Therese-Giehse-Platz ein Internationales Fest. Und ja doch, unter dem Motto: "Hoch sollst Du leben!" wird am Mittwoch, 15. Juni, in der Stadthalle eine Ausstellung der Malschule eröffnet. Außerdem fertigen Künstler Mitte Juli einen Pokal und Anfang August gibt's eine Weiße Nacht am Kleinen Stachus. Nach echten Krachern aber klingt das nicht.

Da könnte sich Germering von einem Nachbarn im wilden Westen eine Scheibe abschneiden. Die Hattenhofener sind wahre Feierbiester. Vor 35 Jahren hatten sie das 900-jährige Bestehen des Orts ordentlich gefeiert. Dann tauchte irgendjemand irgendwo irgendeine Urkunde heraus, korrigierte in genialer Weise die Hattenhofener Zeitrechnung - und auf deren Basis wurde 2015 dann flugs als großes 950-Jubel-Jubiläumsjahr ausgerufen. Weil sie gerade so in Schwung waren, feierten die erfahrenen Hattenhofener gleich das ganze Jahr durch.

Nachdem die Germeringer im vergangenes Jahr schon die Feier anlässlich der Ortsgründung vor vermutlich 1152 Jahren verschwitzt haben, bleibt ihnen nun nur noch eine Hoffnung: Irgendwer muss jetzt schleunigst irgendwo eine Urkunde heraustauchen. Dann könnte mit einer gigantischen Sause gleich ins nächste runde Jubiläumsjahr reingefeiert werden.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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