Mitten in Germering:Eine Stadt auf Imagesuche

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Ein Tourismusforscher will den Ruf der größten Stadt im Landkreis verbessern

Von Karl-Wilhelm Götte

Weltstadt mit Herz" nennt sich München. Rom ist die "Ewige Stadt" oder "Stadt der Sünde". Und Germering? Spötter würden sagen: "Schlafstadt ohne Bus am Wochenende." Kann jemand aus Germering eine Marke machen? Joachim Vossen ist davon überzeugt. Der Professor für Wirtschaftsgeografie und Tourismusforschung hat sich der Stadt vor zwei Jahren als Berater angedient, deren Image zu verbessern. Dafür hat die Kommune ein kleines Stadtmarketingbüro einrichten lassen. Das logiert unscheinbar in einer Ladenzeile an der Unteren Bahnhofstraße und keiner weiß so genau, was dort getan wird. Ehe Vossen jetzt mit der Marken-Idee kam und erklärte, dass er die Dauerbaustelle am Kleinen Stachus "bespielen" wolle, um den dort abgeschnittenen Einzelhändlern zu helfen. Herausgekommen sind ein wenig verwirrende Banner am Bauzaun, die als Wegweiser dienen sollen, wenn sie nicht von Maschinen verdeckt werden. Jetzt möchte Vossen Germering als Marke kreieren. Wie bei Paris, Rom oder gar Apple und Google, die die beiden wichtigsten Weltmarken seien, sollen den Menschen bei Germering sympathische Bilder im Kopf haben. Soweit die Professorentheorie.

Vossen kündigte drei große Workshops an. Da klingelte es sofort bei so manchem Stadtrat. Ja, es gab vor Jahren schon mal eine Zukunftskonferenz zum Thema Germering. An deren Ergebnisse erinnert sich heute niemand mehr und sie blieben auch fast konsequenzlos. Auch die SPD war bereits schon einmal auf eifriger Markensuche. Ein emsiger junger Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl hatte 2007 der Partei eine Kampagne "Flair in Germering" verordnet und dabei gleich die rote Parteifarbe - zum Unmut einiger Genossen - ins Violette transferiert. "Fahre ich mit der S-Bahn nach Germering rein und sehe den Kreisel an der Post und die Untere Bahnhofstraße, spüre ich das Flair dieser Stadt", meinte der Kandidat damals und die Parteifreunde schauten sich verwundert an. Der Flair-Kandidat scheiterte und die SPD packte die Flyer in die hinterste Mottenkiste. Germering als Marke scheint ein aussichtsloses Unterfangen? Nicht so ganz. Die Stadt gilt als soziale Stadt mit Vorbildcharakter in Bayern. Doch das ist bekannt, da bedarf es keiner aufwendigen und kostspieligen Suche, schon gar nicht dem Einsetzen einer 34-köpfigen Projektgruppe mit dem Oberbürgermeister an der Spitze.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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