Mitten in Fürstenfeldruck:Künstliches zum Fest

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Kunst an Weihnachten muss nicht besinnlich sein. Vielleicht darf sie das gar nicht

Kolumne von Florian J. Haamann

Kunst und Weihnachten, da denkt man zuerst an Darstellungen der Heiligen Nacht, an Engel, Hirten, Maria, Josef und natürlich an das Jesus-Kind. Das liegt freilich auch daran, dass die Geburt Jesu zu den wohl am häufigsten dargestellten Motiven der klassischen europäischen Malerei gehört, wahrscheinlich nur noch getoppt von der Kreuzigung Jesu. In Form der Krippe steht diese Szene außerdem unter den Christbäumen und gehört noch immer für viele Menschen zur Weihnachtszeit dazu. Wie man dieses Motiv modern aufgreifen kann, das zeigen die Olchinger Künstler mit ihrer Krippenausstellung in der Brucker Erlöserkirche, die noch bis zum 6. Januar zu sehen ist. Seltener hingegen sind die Künstler, die sich der heiligen Zeit mit anderen Motiven nähern. Und doch finden sich auch im Landkreis Werke, die einen anderen Blick auf Weihnachten zeigen.

Fichtenzweige von Hilde Seyboth. (Foto: privat)

Einen fast komplett ausgepackten Schneemann aus weißer Schokolade setzt Bernhard Heller in einer Fotoarbeit in Szene. Wie eine Herrscher-Büste stellt er ihn auf einen Sockel, spielt so mit dem Spannungsfeld zwischen der für die Ewigkeit gedachten Darstellungsform und der Vergänglichkeit seiner Figur, konkret, weil, sie jederzeit aufgegessen werden könnte und übertragen, weil es ja das Wesen eines Schneemanns ist, dass er nur bei bestimmten Temperaturen überlebt. Der kleine Verpackungsrest unter dem Hut erinnert daran, dass es sich um ein Konsumgut handelt. Jener Konsum, der die moderne Weihnachtszeit dominiert, im krassen Kontrast zur traditionellen Weihnachtsbotschaft.

Der Schneemann von Bernhard Heller. (Foto: privat)

Eine Stoßrichtung, in der man auch Hilde Seyboths Installation lesen kann. Dafür hat sie Fichtenzweige in grünes Kunstharz getaucht, sie quasi mit einem Plastiküberzug haltbar gemacht. Da wird also etwas verpackt, das eigentlich nicht verpackt werden sollte. Hervorgehoben wird diese Absurdität dadurch, dass sie den grünen Zweig mit einer neongrünen Hülle überzieht. Ein Ausdruck der menschlichen Hybris, die Natur beherrschen zu können, zu glauben, sie durch sein Eingreifen besser machen zu können, als sie es ist.

Zwei Beispiele also, die zeigen, dass Kunst auch zu Weihnachten nicht nur besinnlich sein kann oder muss und die dennoch die weihnachtliche Botschaft aussendet: Besinnung auf das Wesentliche.

© SZ vom 24.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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