Mitten in Fürstenfeldbruck:Wollstrümpfe und Bierseligkeit

Lesezeit: 1 min

SZ-Grafik (Foto: N/A)

Um den 500. Jahrestag des Reinheitsgebots gebührend zu feiern braucht es am Wochenende vor allem eines: wollene Socken. Und genau da kommt der Brucker Marktsonntag ins Spiel

Von Erich C. Setzwein

Mindestens haltbar bis - auf jeder Lebensmittelverpackung ist das Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben, und wehe, diese Lebensmittel werden nach dem vorgesehenen Ablauf dieses Datums verkauft. Auch beim Bier, diesem für Bayern angeblichen wichtigsten Nahrungsmittel, gibt es diese Genießbarkeitsgrenze. Doch, wie sich nicht erst zum 500. Jahrestag des bayerischen Reinheitsgebots herausstellt: Bier ist viel länger lager- und trinkbar. Luitpold Prinz von Bayern, zum Beispiel, lagert in seinem Kaltenberger Schloss Dunkelbier in Portweinfässern. Und mit jedem Jahr, das ins schöne Bayernland geht, werden die Tropfen besser.

Während die lang gereiften Dunkelbiere stets nur einer kleinen Zahl ausgewählter Genießer vorbehalten sind, wie man so hört, bekommen am Wochenende zur Feier des Tages Tausende Trachtler in Kaltenberg frisches, quasi junges Bier ausgeschenkt. Nach der nur für geladene Gäste aus bayerischen Vereinen bestimmten Veranstaltung ist auch das gemeine Volk zugelassen, um für den sagenhaften Betrag von 500 Eurocent eine Mass auf das 500. Reinheitsgebotsjubiläum zu heben.

Wer nicht den Weg in den Westen auf sich nehmen will, bekommt das nach Wittelsbacher Gebot und in der Brauerei Luitpolds gebraute Bier auch auf dem Fürstenfeldbrucker Volksfest. Allerdings sind die meteorologischen Aussichten so schlecht, dass der eine oder andere Gast einen Bierwärmer ordern dürfte. Erfahrene Volksfestbesucher, die wissen, wie sich kaltes Bier und kalte Festzeltluft auf die Gesundheit auswirken, werden sich den Sonntag als ihren Reinheitsgebotstag aussuchen. Denn dann ist in Fürstenfeldbruck Marktsonntag. Wie auf der Frühjahrsdult üblich, wird es dort nicht nur allerlei heiße Spezialitäten geben, sondern auch das, was wirklich wärmt: wollene Socken. Solche Strumpf-Standln fehlen eigentlich nie, die sind auch da, wenn es 30 Grad im Schatten hat. Allerdings ist festzustellen, dass die Dessins immer schräger werden. Dagegen wird aber auch kein Gebot helfen, um die Grenzen des guten Geschmacks zu schützen. Besser wäre da schon ein Mindesthaltbarkeitsdatum, die über die Festwoche in Fürstenfeldbruck hinausgeht.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: