Mitten in Fürstenfeldbruck:Wenn Politiker baden gehen

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Die Brucker Bürgervereinigung könnte vor einer Namensänderung stehen

Von gerhard eisenkolb

So ehrenhaft die Bemühungen des Historischen Vereins sind, die Geschichte von Fürstenfeldbruck zu erforschen, die Vergangenheit der Kreisstadt bleibt lückenhaft. So wissen wir zwar, dass es in der Nähe von Fürstenfeldbruck eine römische Villa gab, aber es ist leider ungeklärt, ob die für ihre Badekultur geschätzten Vorfahren der Brucker hier siedelten, um dem zu frönen, was konstituierend für die Stadt ist: dem Bad in der Amper. Hätten die Römer in der Amper einen Ersatz für die gewaltigen Thermen gefunden, ließe sich die Brucker Bürgervereinigung (BBV) auf römische Wurzeln zurückführen. Das wäre zwar eine Sensation, aber dem Selbstverständnis der BBV angemessen.

Gewisse Bestrebungen, an das römische Imperium anzuknüpfen, sind bei der BBV schon lange erkennbar. Der erste Schritt war das Ziel, das Amperbad wieder zu eröffnen. Der zweite ist die demnächst zu erwartende Umbenennung der Brucker Bürgervereinigung in Brucker Badevergnügen. Das hätte den Vorteil, dass die Unabhängigen ihr Markenzeichen BBV beibehalten könnten, aber den Schwerpunkt wieder auf den im Stadtrat zu kurz kommenden Spaßfaktor legen würden. Selbstverständlich hat jeder Badespaß seine Schattenseite. Wer badet, muss gelegentlich etwas ausbaden. BBV wäre also auch eine Anspielung auf den BBV-Imperator im Rathaus, der nicht nur einigen BBV-Mitgliedern etwas zu selbstherrlich regiert, was seine Unterstützer auszubaden haben. Dabei war die BBV bisher erfolgreich auf einen anderen Aspekt des Badengehens spezialisiert, nämlich dem, andere leer ausgehen zu lassen oder ihnen eins auszuwischen. Erinnert sei an die gewonnenen Bürgerentscheide gegen die Pläne zum Bau einer Ortsumfahrung. Andere, vor allem die CSU, könnten damit eine andere Bademetapher verbinden, nämlich die, das Kind mit dem Bade auszuschütten. In deren Augen richtete die BBV im blinden Eifer mit den Trassen-Bürgerentscheiden mehr Schaden an als ihr Erfolg, die B 2 auf dem Marktplatz zu belassen, Nutzen nach sich zog.

Den BBV-OB muss das alles nicht kümmern. Er kann bei Auftritten baden, auch ohne sich nass zu machen. Wie seine Vorgänger liebt er das Bad in der Menge, also das Spezialbad für Charismatiker. Dieses Vergnügen sei ihm gegönnt.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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