Mitten in Fürstenfeldbruck:Weltbeste Bürger

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Die Bundeswehr bietet auf dem Brucker Christkindlmarkt eine Suppe an, die man unbedingt auslöffeln sollte

Kolumne von Stefan Salger

Wer exzessiv mit Superlativen hantiert, kann sich unvermittelt im Guinness-Buch der Rekorde wiederfinden. Oder auf der Anklagebank, wenn es sich um einen unzulässigen Fall vergleichender Werbung handelt. Wie sich das im Fall der Bundeswehr verhält, die neben dem Fliegerhorst bis Weihnachten einen kleinen Außenposten errichtet, muss sich zeigen.

Natürlich wollen immer alle die Besten sein und scheitern dann bisweilen an der Realität. Das gilt für Autohersteller, deren Dieselmotoren schon mal zum Himmel stinken. Auch bei der Bundeswehr gibt es, nun ja, vermintes Gelände: Hat man doch gehört, dass ganz wenige U-Boote der Marine einsatzfähig sein sollen, weil die Kollegen in der Werft liegen oder als schwimmendes Ersatzteillager ausgeweidet werden. Oder vom neuen Transportflugzeug, das nicht so recht abheben will. Oder vom Sturmgewehr, mit dem man um die Ecke schießen kann.

Insofern nimmt man die zwei im Fliegerhorst abgeschickten Seiten, die einem da auf den Tisch flattern und einen echten Superlativ im Titel führen, erst mal mit spitzen Fingern - mag die Offizierschule der Luftwaffe der Redaktion auch noch so freundlich die "Beachtung/Verwertung" ans Herz legen. Bedenken lösen sich dann aber schnell in Luft auf. Denn die "Beste Erbsensuppe der Welt", die Soldaten von diesem Freitag an auf dem Brucker Christkindlmarkt über den Tresen reichen, hat man selbst schon gekostet. Und ja, wegen uns könnte mal jemand den Leuten vom Guinness-Buch Bescheid sagen. Gleichwohl haben wir nicht alle Erbsensuppen dieser Welt probiert und können nicht ausschließen, dass auch jenseits der Nato-Grenzen schmackhafte Suppen ausgelöffelt werden. Um sich also nicht in den Fallstricken des Wettbewerbsrechts zu verheddern, schlagen wir vor, die Suppe zwar zur "weit und breit besten Erbsensuppe" zu degradieren, im Gegenzug aber die Fürstenfeldbrucker zu den besten Fürstenfeldbruckern der Welt zu befördern. Da ist keine Klage zu befürchten. Und begründen lässt sich das auch: Letztes Jahr nämlich durfte die Bundeswehr die Suppe an der Budenfront aus rechtlichen Gründen nicht mehr verkaufen - um mit dem Erlös wieder wohltätige Organisationen zu unterstützen. Die zivilen Gourmets spendeten dann aber mehr, als beim Verkauf zusammengekommen wäre. Weltklasse!

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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