Mitten in Fürstenfeldbruck:Wechsel am Wurstgrill

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Fritz Rosenberger steht seit 13 Jahren auf dem Viehmarktplatz für schnelle und reelle Gastronomie. Nach einem überstandenen Herzinfarkt hat er sein Geschäft übergeben

Von Christian Hufnagel

Wer sich mittags in Fürstenfeldbruck etwas zu essen holen will, wird sehr schnell auf diese Mini-Gastronomie stoßen. Rustikal verkleidet, begrenzt ein Verkaufswagen den Viehmarktplatz. Unwillkürlich ein Blickfang auf dieser Parkplatzwüste. Eine kleine Schlange vor der Ausgabe signalisiert zudem, dass sich hier der kleine Hunger gut stillen lässt. Dass die Menschen aber dann an diesem Schnellimbiss länger als nötig verweilen, hat zweifelsfrei auch mit der leutselig bayerischen Art des bisherigen Besitzers zu tun. Ohne einen kleinen Scherz hat wohl keiner von Fritz Rosenberger seine Currywurst oder sein Schaschlik ausgehändigt bekommen. Im Gegenzug hat der 66-Jährige vermutlich mehr an Vertraulichkeiten zu hören bekommen als die Lebenspartner der Kunden: "Mir haben sie alles erzählt", schmunzelt er: "Es ist hier eben eine Tratschbörse."

Nicht nur darauf wird Rosenberger nun verzichten. Aus gesundheitlichen Gründen, nach einem überstandenen Herzinfarkt, gibt er nach 13 Jahren sein kleines Geschäft auf. Doch "Brucks ältesten Würstl-Stand", wie der Schriftzug oben am Wagen verheißt, wird es weiter geben. Worüber sich nicht zuletzt die zahlreichen Stammkunden, die seit den Siebzigerjahren dem Imbiss und dessen wechselnden Betreibern die Treue halten, freuen dürften. Der ehemalige Wirt musste dabei nicht einmal inserieren. Seine "Tratschbörse" vermittelte erfolgreich. Mit der Geschäftsführerin einer nahen Parfümerie ist er ins Gespräch gekommen, als diese sich Pommes holte: "Das wäre etwas für meine Tochter", meinte die Kundin - und "ausgemacht war es", erzählt Rosenberger.

Problemloser hätte der Besitzerwechsel nicht laufen können. Und für Sandra Fischer erfüllt sich "ein Traum". Die gebürtige Maisacherin ist seit ihrer Lehre als Industriekauffrau schon immer in der Gastronomie tätig und wagt nun also den Sprung in die Selbstständigkeit: "Ich liebe den Kontakt mit den Menschen und den Umgang mit Essen", umschreibt die 39-Jährige ihre Motivation. Sie verspürt durchaus ein wenig Stolz, "diese Tradition" am Viehmarktplatz fortführen zu können und verspricht, die Qualität der Bratwürste werde gleich bleiben. Davon überzeugen können sich die Kunden von diesem Freitag an, wenn Fischer zum ersten Mal als neue Besitzerin des Würstl-Standes die Bestellungen hinter der Anrichte aufnimmt, um sie postwendend am Grill zu erfüllen.

© SZ vom 31.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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