Mitten in Fürstenfeldbruck:Weber contra Goethe

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Dass Namen nicht Schall und Rauch sind, zeigt eine Sitzung des Fürstenfeldbrucker Stadtrats

Kolumne von Stefan Salger

Bei allem Respekt für Johann Wolfgang von Goethe, aber manchmal lag der große Dichter grandios daneben. Namen sind Schall und Rauch, heißt es sinngemäß im ersten Teil seines Dramas "Faust". "Nomen est omen" ließe sich diesem offenbar naiven Faust entgegenhalten - der Name ist Pogramm. Den Beweis liefert der Fürstenfeldbrucker Stadtrat. Am Donnerstag geht es nicht um Goethes Poesie, sondern um kommunale Prosa - den von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Namen für den jüngst eröffneten zweigruppigen Schülerhort an der Cerveteristraße 6b. Der lautet: Schülerhort an der Cerveteristraße. Auf den Punkt gebracht. Mehr Nomen est omen geht kaum.

Dann tritt Florian Weber ans Mikrofon. Dem Die-Partei-Politiker ist der Vorschlag zu fad. Er hat eine Alternative parat. Wie es denn wäre, den Hort nach dem in Germering wohnenden Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller zu benennen? Wie heißt der doch noch gleich? Richtig: Florian Weber. Angesichts der schmerzverzerrten Gesichter der Stadträte nennt Weber noch eine seriösere Variante: Edelweißpiraten und -piratinnen (so nannten sich, wenn auch nicht gegendert, oppositionelle Jugendgruppen im Dritten Reich). CSU-Fraktionschef Andreas Lohde bedankt sich süffisant vor allem für den Sportfreunde-Vorschlag. Seine Fraktion habe schon darüber nachgedacht, ob man das Haus "Schülerhort zur Erhaltung des Rothschwaiger Forsts" taufen sollte. Letztlich einigt man sich, die Namensfrage an den Kulturausschuss zu verweisen und die im Brucker Westen betreuten Kinder zu beteiligen.

Herrje! Beim Begriffspaar Umbenennung und Kulturausschuss fährt einem der Schreck in die Glieder. Beim letzten Namensstreit dauerte es sechs Jahre, bis das Gremium zu einer Mehrheitsentscheidung fand. 2019 wurde dann doch entschieden, auf eine Umbenennung von Straßen gleich ganz zu verzichten und lieber in Zusatzschildern auf die Vita der Namensgeber hinzuweisen.

In sechs Jahren sind die Hortkinder längst dem Hort an der Cerveteristraße entwachsen. Vielleicht wäre eine pragmatische Lösung besser. Also doch lieber Florian-Weber-Hort? Nomen wäre omen. In dem Haus wäre es gewiss nie langweilig. Ein erläuterndes Zusatzschild wäre da gar nicht erforderlich.

© SZ vom 25.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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