Mitten in Fürstenfeldbruck:Von Wild Boys und Panthern

Lesezeit: 1 min

Richtige Namen sind kaum noch zu finden. Es regieren Pseudonym, Künstlername oder der von gewitzten Marketingleuten erfundene Euphemismus

Von Heike A. Batzer

Wo ist denn überhaupt noch jemand mit seinem richtigen Namen zu finden in diesen Zeiten? Unter oder über Zeitungstexten vielleicht, oder etwa im Telefonbuch. Ansonsten regieren Pseudonym, Künstlername oder der von gewitzten Marketingleuten erfundene Euphemismus. Die virtuelle Welt mit den sozialen Medien erweist sich da als großes Experimentierfeld, und auch im wahren Leben ist es für die Gruppendynamik bisweilen förderlich, sich eine moderne, gerne aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum entlehnte Bezeichnung mit Anspielung auf irgendwas zu geben. Wie jene jungen Handballspieler, die als Europameister jetzt zu überraschendem Erfolg gekommen sind und sich ausgerechnet "Bad Boys" nennen, obgleich die meisten der Milchgesichter eher "Good Guys" ähneln. Es ist der Schlachtruf der Mannschaft, der nun Karriere macht und mitsamt Hashtag auf Siegershirts und Mannschaftsbus prangt.

Gute Chancen im Rennen um die beste Marketingidee dürften aber auch die Brucker "Wild Boys" haben - eine Formulierung, derer sich zwar auch andere im Sport bedienen und die die Älteren unter uns an den Duran-Duran-Hit aus dem Jahr 1984 erinnert, die aber nirgendwo so gut passt wie zu einem Team, dessen Trainer Martin Wild heißt. Dabei hätten Brucks Handballer einen weiteren Künstlernamen gar nicht nötig. Denn eigentlich sind sie doch die Panther. Den Namen haben sie sich vor einigen Jahren ausgesucht, als es bei Sportvereinen angesagt war, die Städtebezeichnung im Klubnamen zugunsten von kräftigen Tieren oder irgendwelchen Wortneuschöpfungen hintanzustellen.

In der dritten Bundesliga treffen die Panther deshalb auf die Tiger von Elbflorenz Dresden, auf die Baggerseepiraten von Rodgau Nieder-Roden oder die Straßenbahner aus Leipzig. Dabei sind sie doch - Panther hin oder her - eigentlich der TuS Fürstenfeldbruck. So wie die Bundesliga-Volleyballer vom Ammersee eigentlich der TSV Herrsching sind, hätten auch die sich nicht längst umbenannt. Sie heißen mittlerweile GCDW: "Geilster Club der Welt".

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: