Mitten in Fürstenfeldbruck:Verbaler Volltreffer

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SCF sagt hoffnungsfrohen Nachwuchskickern mit sehr klaren Worten ab

Von CHRISTIAN HUFNAGEL

Die Eltern des Buben hätten gewarnt sein müssen. Wer sich mit dem großen Fürstenfeldbrucker Fußballverein einlässt, sollte nicht zart besaitet sein. Einen Eindruck dessen, wie es bei diesem Amateurverein so zu- geht, hätte sich leicht bei der Jahreshauptversammlung gewinnen lassen. So dürfte es für eine Veranstaltung dieser Art relativ einmalig gewesen sein, dass der wiedergewählte Präsident vorsorglich Polizeibeamte angefordert hatte, aus Furcht vor Tumulten. Polizeilich ermittelt wird eh einiges beim SCF, nicht zuletzt deshalb, weil der neue und alte Vereinschef frühere Präsidiumsmitglieder angezeigt hat, teils mehrfach.

Mögen die Eltern diese Turbulenzen auch nicht mitbekommen haben, so hätten sie vielleicht die Ausschreibung genau lesen sollen: "Du bist einer der besten Spieler deiner Mannschaft?" lautete eine von drei Fragen, die als Entscheidungshilfen gedacht waren. Nur wer mindestens eine mit "Ja" beantworten konnte, sollte am Sichtungstag für Talente teilnehmen, also lauter beste Spieler. Schließlich sucht der SCF ja nicht irgendwelche Jungs im Alter von fünf bis elf Jahren, sondern schon herausragende Kicker, die in den eigenen Teams "Spieler, die zum FC Augsburg, 1860 oder FC Bayern gewechselt sind, ersetzen". Nicht gerade gering waren die Erwartungen an das Vorspielen der Nachwuchskicker.

Insofern hätten sich die Eltern vielleicht auch nicht geärgert, wenn sie nach der Sichtung eine Absage erhalten hätten, die etwa so formuliert gewesen wäre: "Vielen Dank für deine Teilnahme, leider hat es nicht ganz gereicht." Aber der SCF will natürlich seinem hohen Leitbild gerecht werden und eine schonungslos detaillierte Begründung mitliefern. Also erhielt das Kind schriftlich von einem der Talentprüfer folgenden Aufschluss über sich: "Ich muss dir leider eine Absage erteilen, da deine Leistung, verglichen mit unseren Jungs, nicht annähernd auf dem selben Level ist und uns nicht weiter bringen wird." Und weil der Trainer auch pädagogisch ein anderes Level verfolgt, erfährt das Kind zudem, was es verbessern muss - im Grunde alles: Dribbling, Ballan- und -mitnahme und "mehr Lauffreude". Zweifellos ist dem SC Fürstenfeldbruck mit diesem gründlich ausformulierten Prüfungsergebnis ein Volltreffer gelungen. Fragt sich nur, in welches Tor.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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