Mitten in Fürstenfeldbruck:Straße für Laugengebäck

Was sich aus der neuen Brezngasse für künftige Namensgebungen ableiten lässt

Von Erich C. Setzwein

Es wird der Tag kommen, da werden die Brucker ihre Lebensmittel nicht mehr in Läden kaufen können. Denn dort, wo einmal Brucker-Land-Brot oder Schweinsbratwürste oder Wein verkauft wurden, wohnen entweder Neu-Brucker oder es werden deren Kindern dort in Kitas aufbewahrt. Das Essen kommt per Lieferdienst von der Firma mit dem Flussnamen oder aus Automaten, die von unsichtbarer Hand befüllt werden. Es werden nur Erinnerungen an Bäckereien bleiben, aus denen es frühmorgens schon verführerisch duftet, oder an Gemüsehändler, die die ihre knack-frischen Produkte zum Verkauf anbieten. Wegweisend ist die Kreisstadt Fürstenfeldbruck jetzt vorangegangen.

Wo es feines Laugengebäck gibt, hat die Stadt nun ein Brezngasserl. Es ist recht eng und nicht lang - genau richtig, um in der bayerischen Verkleinerungsform so genannt werden zu dürfen. Fortschrittlich ist auch, dass dem Auswärtigen mit einer angehängten Metallbreze vor Augen geführt wird, worum es sich bei dem Namen handelt.

Bevor der letzte selbständige Metzger verschwindet oder der Schlachthof endgültig schließt, könnte die Stadt erneut einen Namenswettbewerb veranstalten, und die Bürger würden sicher viele Vorschläge machen. "Leberwurstring" wird genannt werden, auch "Schweinshaxerlwegerl" wird sicher dabei sein.

Wie beim Brezngasserl müssten dann aber auch entsprechende Zeichen angebracht werden. Würde die Stadt auf diese Weise auch bei umstrittenen Straßennamen so verfahren, wären sowohl die langwierige Diskussion als auch komplizierte Erklärschilder völlig überflüssig. Allerdings kämen die Verantwortlichen wohl bald in Erklärungsnot, wenn sie sich für die Wernher-von-Braun- oder die Langbehnstraße einfache Symbole ausdenken müssten.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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