Mitten in Fürstenfeldbruck:Segensfisch und Steinschlangen

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Kleine Gesten und bekannte Sprüche entfachen in Corona-Zeiten besondere Aufmerksamkeit

Kolumne von Ariane Lindenbach

In Zeiten wie der Corona-Pandemie gewinnen viele sonst alltägliche Dinge eine ganz neue Bedeutung. Oder sonst alltägliche Tätigkeiten erregen mit einem Mal große Aufmerksamkeit. Die Normalität ist etwas aus den Fugen geraten, möchte man sagen. Und bisweilen treten ganz neue Realitäten zutage. Man denke nur an den sagenumwobenen Segensfisch am Kirchplatz vor Don Bosco in Germering. Oder die bislang unbekannten Steinschlangen, von denen plötzlich Bewohner aus Emmering und Fürstenfeldbruck, Gröbenzell und Puchheim mit einem Leuchten in den Augen berichten.

Die Begeisterung kommt freilich nicht von der Freude, ein seltenes, womöglich unter Schutz stehendes Lebewesen in freier Wildbahn entdeckt zu haben. Weder Fisch noch Schlange stammen aus dem Reich der Fauna - auch wenn es ein Teil ihres Namens nahelegt. Beide sind sie Gebilde, die aus vielen einzelnen, meist von Kindern, manchmal auch von den Eltern, mit farbenfrohen Mustern bemalten Kieselsteinen entstehen. Ihrer Geburtsstunde liegt jeweils die Absicht zugrunde, den Mitmenschen ein Symbol von Gemeinsamkeit und Mut auch in diesen schwierigen Zeiten zu hinterlassen. Wer die begeisterten Reaktionen live, telefonisch oder digital kennt, der mag verblüfft sein, welche Euphorie so ein paar bunte Steine plötzlich entfalten können.

Oder die Redewendung: "Abstand halten". Die schon länger existente Formulierung hat durch die praktisch auf der ganzen Welt ausgegebene Verhaltensmaxime eine ganz neue Dimension erlangt. Das hat man beim Spaziergang durch Maisach neulich selbst erlebt. Da bleibt der Blick an einem Aufkleber auf einem in der Frühlingstraße geparkten Auto hängen. "Bitte Abstand halten!" Man reagiert im ersten Moment erstaunt, ein bisschen bewundernd fast. Wow, da hat schon einer den passenden Sticker für die aktuelle Situation! Erst bei nochmaligem Nachdenken die Erkenntnis: Vermutlich haftet der Aufkleber schon länger am Heck des Wagens. Immerhin gab es die Bitte - in einem anderen Zusammenhang - auch schon vor Corona, vorzugsweise an den Rückseiten von Fahrzeugen zu lesen. Und das Auto war ein kleiner Lieferwagen.

© SZ vom 26.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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