Mitten in Fürstenfeldbruck:Schlechte Zeiten für Hochzeiten

Lesezeit: 1 min

Oberbürgermeister Erich Raff hat sich zum Eheschließungsbeamten schulen lassen. Ein Amt mit begrenzter Dauer

Kolumne von Stefan Salger

Am Donnerstag vor einer Woche sollte eigentlich das große Rad gedreht werden in der Kreisstadt. Der Stadtrat sollte über die geplante Fusion der Sparkassen Landsberg, Dachau und Fürstenfeldbruck abstimmen. Da wird mit Milliardensummen jongliert, Peanuts sind das also nicht. Dumm nur, dass Landsberg bereits zwei Tage zuvor das ganze Projekt hatte platzen lassen: Bereits am Dienstagabend, während der Sitzung des Brucker Hauptausschusses, verließ Herwig Bahner in trauter Zweisamkeit mit seinem Handy kurz den Sitzungssaal, ließ sich über das Abstimmungsergebnis im gleichzeitig tagenden Landsberger Kreistag informieren und verkündete dann gut gelaunt, dass die Fusionspläne gerade zur Makulatur geworden waren. Kein Wunder, dass Bahner an so einem historischen Tag im Überschwang der Gefühle oder aus alter Verbundenheit ein herumgereichtes Sitzungsprotokoll an der Stelle unterschrieb, die für die CSU-Fraktion reserviert war (obwohl er doch im Oktober seinen neuen politischen Hafen bei der FDP gefunden hatte).

In all das Durcheinander platzen damit im Sitzungssaal Hochzeiten in kaum bezifferbarem Umfang. Zum einen die viel beschworene Dreier-Bankenhochzeit. Zum anderen aber auch ganz reale Zeremonien der Zweisamkeit. Denn Oberbürgermeister Erich Raff setzt unter dem Eindruck des Fingerzeigs aus dem Nachbarlandkreis flugs die Sondersitzung zwei Tage später ab, auf der die Stadträte den Wunschpartnern Dachau und Landsberg ihr Ja-Wort geben sollten. Damit freilich verhindert Raff auch seine eigene Beförderung. Unter Punkt drei auf der Tagesordnung des Donnerstags nämlich hätten die Stadträte auch einen Beschluss fassen sollen über "Personalangelegenheiten: Bestellung des Oberbürgermeisters Erich Raff zum Eheschließungsbeamten".

Raff hat Anfang Mai bereits eine zweitägige Schulung erfolgreich absolviert und dabei vermutlich auch eine spezielle Relativitätslehre vermittelt bekommen: Während Hochzeiten von Menschen oder Sparkassen auf unbestimmte Zeit ausgelegt sind (bis dass der Tod euch scheidet respektive bis die Chefetage anders entscheidet), hat die Tätigkeit eines Bürgermeisters als Eheschließungsstandesbeamter ein Ablaufdatum. Das bleibt man nur so lange, wie man das politische Amt innehat. Spätestens 2023 folgt also die Scheidung. Denn während Brautpaare und Sparkassen sich in jedem Alter das Ja-Wort geben dürfen, darf der 65 Jahre Lenze zählende Erich Raff aus Altersgründen zur nächsten Wahl des Oberbürgermeisters nicht mehr antreten.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: