Mitten in Fürstenfeldbruck:Nebelbank über der SPD-Bank

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Paragraf 23, Absatz 1 beschäftigt wieder einmal den Stadtrat

Von Stefan Salger

Letztens kreist die Debatte im Brucker Stadtrat um den eigenen Bauchnabel. Es geht um die Überarbeitung der Geschäftsordnung und so prickelnde Dinge wie die Grenze zwischen beratendem und beschließendem Fachausschuss. Paragraf 23, Absatz 1 aber bleibt unangetastet. Dort ist zu lesen: "Während der Sitzungen ist Rauchen nicht gestattet. Mobiltelefone und andere elektronische Kommunikationsgeräte sind auszuschalten." Am Rande sickert durch, dass Freie-Wähler-Stadtrat Georg Stockinger die Einhaltung dieses Paragrafen angemahnt hat. Ihm stinkt es, wenn schräg gegenüber über der SPD-Bank eine diffuse Nebelbank liegt - als untrügliches Zeichen, dass Axel Lämmle dem Gremium beiwohnt. Lämmle, die Elektrozigarettenvariante des Marlboro Man, kann all die Aufregung gar nicht verstehen. Warum auch? Er verstößt doch gar nicht gegen Paragraf 23. Denn er raucht ja nicht. Er dampft. Verbrannt wird hier gar nichts. Und das ist ein gravierender Unterschied! "Ich möchte aber auch nicht, dass du dampfst!", sagt Karin Geißler, Dritte Bürgermeisterin und Sitzungsleiterin, kurz angebunden.

Man muss wissen, dass der Oberbürgermeister oder sein Stellvertreter hier das Hausrecht ausübt. Wer sich an den Zwist ums Zirkusgastspiel oder um die Halle fürs Sportzentrum III erinnert, der weiß, dass vor allem Erich Raff der Hut nicht nur dampft, sondern ordentlich brennt, wenn er nur den Namen Axel Lämmle hört. Auch der Zweite Bürgermeister wird sich also kaum auf feinsinnige Differenzierungen zwischen Rauch und Dampf einlassen und will sicher keine Friedenspfeife mit Lämmle schmauchen. Ihm würde ein winziges Wölkchen gerade recht kommen, um den Hans Dampf in allen Gassen von der SPD vor die Tür zu setzen.

Dort freilich könnten diesem ein paar andere Politiker Gesellschaft leisten. Klingelte letztens doch auch bei Herwig Bahner (CSU) das Handy. Leute wie Walter Schwarz (SPD) verfolgen schon mal heimlich unter der Bank den Liveticker eines Fußballspiels. Und harte Biker wie Michael Piscitelli (CSU) stöbern bei einem langatmigen, öden Tagesordnungspunkt schon mal im Zubehörkatalog eines Onlineshops für Motorradzubehör. Also, meine Herren: Geschäftsordnung beachten! Oder: genügend Mitstreiter zur fraktionsübergreifenden Mehrheit zusammenschirren und Paragraf 23, Absatz 1 ersatzlos streichen!

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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