Mitten in Fürstenfeldbruck:Nachspielzeit noch ohne Livestream

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Die Stadtratssitzung an diesem Dienstag verspricht ähnlich aufregend zu werden wie ein gutes Fußballspiel

Kolumne von Stefan Salger

Unter Punkt vier der Tagesordnung wird sich Brucks Finanzausschuss diesen Dienstag dem Zukunftsprojekt "Stadtrat-Livestream" widmen. Bis zu 200 000 Euro dürfte dieses Angebot Jahr für Jahr kosten - im Gegenzug gäb's das ersehnte gläserne Rathaus. Von der Liveübertragung der Champions League könnten die Brucker auf der heimischen Couch dann mal eben in den Sitzungssaal herüberzappen. Schade, dass es so was nicht schon gibt. Denn der Tagesordnungspunkt drei würde "Tatort"-mäßige Einschaltquoten garantieren und gewiss in Konkurrenz treten zum DFB-Pokalschlager Bayern gegen Leverkusen. Im Sitzungssaal dürfte es den einen oder anderen Schlagabtausch und möglicherweise ein paar saftige Blutgrätschen geben. Denn noch ist kein Schuldiger gefunden für die herbe Klatsche, die Bruck jüngst einstecken musste: Der Schiedsrichter, im Gewand der kommunalen Rechnungsprüfung, hat die maximal zulässige Kreditaufnahme für die nächsten Jahre rigoros zurückgepfiffen und damit das im Westen der Stadt geplante und den Vereinen hoch und heilig versprochene Sportzentrum III vom Platz gestellt. Zuschüsse in Höhe von gut sieben Millionen Euro hatte Bruck für diese "freiwillige Leistung" eingeplant.

Nachdem der Haushalt, statt wie geplant bereits im Dezember, erst in der Nachspielzeit Ende Januar verabschiedet worden war, geht die Sache nach dem Bescheid des Landratsamts nun also auch noch in die Verlängerung. Mögliche neue Taktiken wurden bereits publik: Man solle doch an der Körpersprache arbeiten (der Aufsichtsbehörde ein positiver gerechnetes Zahlenwerk vorlegen) oder im Nachwuchsbereich sparen (die neue Schule im Westen größer bauen, um damit den teuren Anbau an die Philipp-Weiß-Schule überflüssig zu machen). Außerdem gibt's ja immer noch die Sportgerichtsbarkeit - die salomonische Schiedsrichterentscheidung könnte angefochten werden. Die Aussichten? Etwa wie beim Elfmeterschießen.

Mal sehen, ob sich die Stadträte nach der sicherlich kontroversen Debatte zum Tagesordnungspunkt drei noch trauen, beim nächsten Projekt - das ebenso wenig zu den Pflichtaufgaben einer Kommune zählt wie ein Sportgelände - erneut in die Spendierhosen zu schlüpfen: dem Livestream aus dem Rathaus.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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