Mitten in Fürstenfeldbruck:Merkels Vordenker Klaus Zieglmeier

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Ex-BBV-Stadtrat erahnte schon vor Jahren ein deutsch-französisches Projekt

Kolumne von Stefan Salger

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Mit diesem weisen Satz zitiert der Spiegel 1980 den damals amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf kommentierte. Dabei kann eine Prise hellseherischer Weitblick nicht schaden. Hat man recht, ist das Kind zwar manchmal bereits in den Brunnen gefallen. Immerhin kann man sich dann mit der Mitteilung trösten: "Da schau her, hab's doch immer gesagt. Aber auf mich hört ja keiner." Das funktioniert bei Eltern, deren Kinder ohne Handschuhe aus dem Haus gehen und dann über kalte Pfoten jammern, ebenso wie bei Lehrern, die erst zum Lernen ermahnen und dann Stegreifaufgaben mit unterirdischen Noten herausgeben.

Klaus Zieglmeier, 73, früherer Stadtrat der Brucker Bürgervereinigung, hatte auch Visionen (ohne medizinische Indikation). Er war früher auf dem Fliegerhorst Sportlehrer. Um Stegreifaufgaben geht es hier aber nicht. Vielmehr erinnert Zieglmeier an eine 2012 von ihm angestoßene und vom Stadtrat mitgetragene Petition. Das Plädoyer für den Erhalt der Offizierschule in Fürstenfeldbruck wurde darin begründet mit der überfälligen "Europäisierung der Streitkräfte". Für europäische Truppen sei ein Gelände nahe Münchens doch viel attraktiver als das provinzielle Roth. Sic! Wandeln Merkel und Macron nicht gerade auf Zieglmeiers Spuren? Bereiten sie da nicht gerade einer europäischen Armee den Boden? Vielleicht sollte das Verteidigungsministerium die visionäre Petition aus der Schublade holen und stattdessen dort die für 2023 anvisierte Standortschließung hineinlegen.

Klappt das nicht, bleibt Plan B: Zieglmeier könnte sich mit einem Gläschen seines berühmt-berüchtigten Apfelmosts trösten. Das gleichermaßen wohlschmeckende wie bekömmliche (und leicht abführende) Gebräu hatte er in seiner letzten Amtsperiode einmal zur Verkostung in eine Stadtratssitzung mitgebracht. Die drei Prozent könnten beflügeln zu weitergehenden Visionen für die Luftwaffe.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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