Mitten in Fürstenfeldbruck:Maisacher Claims auf Brucker Flur

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Still und leise hat Maisach in Wildwestmanier ein paar Claims auf Brucker Erde abgesteckt

Von Stefan Salger

Es gibt ehrenamtliche Jobs, die voreilig als verzichtbar und im digitalen Zeitalter als nicht mehr zeitgemäß erklärt werden. Da stapfen gestandene Männer fortgeschrittenen Alters (gewisse Defizite bei der Gleichberechtigung mag es geben) mit durchgedrücktem Rücken über Wiesen und Äcker. Das sind die Feldgeschworenen. Sie kümmern sich um die korrekte Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen, setzen hier einen Grenzstein höher und dort einen tiefer oder wechseln beschädigte Markierungen aus. Für ihre verdienstvolle Tätigkeit wird den besonders lang Gedienten gerne eine Ehrennadel in Silber oder Gold ans Revers gesteckt.

Vielleicht sollte Bruck mal ein paar Ehrennadeln einkassieren. Denn still und leise und ohne dass auch nur ein Feldgeschworener interveniert hätte, hat Maisach in Wildwestmanier ein paar Claims auf Brucker Erde abgesteckt - ganz nach dem Vorbild der Siedler, die einst ihren Planwagen irgendwo parkten, eine Blockhütte bauten und Indianer, die was dagegen hatten, in die ewigen Jagdgründe schickten. Die Indianer, das sind die Brucker. Die Methoden der Maisacher Siedler freilich sind subtiler als damals. Maisach hat unter dem Deckmantel der Digitalisierung des Flächennutzungsplans und seiner 28. Änderung gleich noch - zappzerapp, keiner hat's gesehen - ein paar Brucker Flächen okkupiert. An der Bundesstraße 2, nordwestlich von Puch, liegt nahe dem Baustoffwerk Kann die Flurnummer 542/1. Dort wurde flugs eine Waldfläche ausgewiesen. Ein Forst. Besser noch: Ein Maisacher Forst! Das Brucker Bauamt, das nicht aus den schönen Amtsstuben in die ewigen Jagdgründe umziehen will, lässt das Kriegsbeil, wo es ist, und beschwichtigt: die Enteignung habe "wohl versehentlich" stattgefunden - Gleiches gelte für zwei Flächen im Bereich Gewerbegebiet und Fliegerhorst. Bruck verzichtet auf die Entsendung der Kavallerie und legt Maisach eine Korrektur seiner hochfliegenden Pläne ans Herz. Es könnte nicht schaden, sicherheitshalber zumindest noch ein paar Fußsoldaten loszuschicken: die Feldgeschworenen. Die könnten den digitalen Begehrlichkeiten mit ein paar ordentlichen analogen Grenzsteinen Einhalt gebieten.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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