Mitten in Fürstenfeldbruck:Lotse an Bord

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Um das Nahverkehrskonzept mit Leben zu füllen, braucht es gute Busfahrer. Die mutigsten von ihnen fahren auf der X-Linie

Von Erich C. Setzwein

Es gehört zu den Wohltaten in diesem Landkreis, rasch von A über C nach B zu kommen. Nicht umsonst wird das Nahverkehrskonzept stets gelobt. Doch damit es funktioniert, muss es jene geben, die es mit Leben erfüllen. Das sind eben die, die einen Bus auch wirklich fahren können.

Die Cracks unter ihnen fahren zweifelsohne auf den X-Linien. Wobei die marketingtechnisch mittlerweile X-Line heißen müsste, weil es crossmäßig von A nach B geht, ohne irgendein C anzusteuern. Erst neulich war wieder so ein furchtloser Fahrer am Steuer, einer mit Ahnung, ja sogar Vorahnung. Antizipierend, dass an der noch nicht sichtbaren, nächsten Haltestelle niemand zum Mitnehmen stehen würde, beschleunigte er den blau-grünen Boliden. Der Mann mit der wild gelockten Mähne und den schwarz-funkelnden Augen lag förmlich über seinem Lenkrad, als würde er ein Jetboot über einen tosenden Fluss steuern. Klar, dass dieser Busfahrer alle Untiefen der Amper kennt, alle schmalen Pässe ins Hinterland nach Mammendorf und jede Engstelle in der City von Olching.

Nicht nur, dass er das Trumm von Schnellbus mit dem cw-Wert eines Tiroler Bauernschranks mutig in die Kurven steuerte, so dass die Zwillingsreifen auf einer Seite kaum den Asphalt berührten, nein: er war multitaskingfähig genug, um jemanden beizustehen und brüllte Befehle in das schwarze Schwanenhalsmikrofon. In einer unverständlichen Sprache mit einem noch unverständlicheren Dialekt, der vermutlich noch irgendwo zwischen Hoher Tatra und Karpaten verstanden wird. Und von einem älteren, im Anzug gekleideten Mann, der neben ihm stand und wie ein Lotse in stürmischer See wirkte. Zwischendurch fielen deutsch klingende Worte wie "gerradeauß" und "rrechts", und der Fahrer gab diese Worte so durchs Mikrofon weiter. Die Kommunikation über Funk war ziemlich einseitig und ließ darauf schließen, dass es sich am anderen Ende um einen Fahrerkollegen handelte, der wohl orientierungslos durch die Große Walachei bretterte.

Der wilde Ritt durch den Landkreis endete für den einzigen Fahrgast viel zur früh am Bahnhof Fürstenfeldbruck. Zur Redaktion? "Gerradeauß und rrechts!"

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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