Mitten in Fürstenfeldbruck:Kunstwerk, Klo und Co.

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Der Viehmarktplatz kann eine Verschönerung gut gebrauchen. Die Kaisersäule könnte sich eignen, ehe sie in Puch nur noch umfahren wird

Von Stefan Salger

Der Viehmarktplatz in Fürstenfeldbruck ist so etwas wie eine Schönheit im Dornröschenschlaf. Der große Parkplatz wartet nur noch auf jemanden, der sich ans Wachküssen herantraut. Dann dürfte er endlich zum städtebaulichen Juwel werden, das Besucher von nah und fern mit kleinen Marktständen und all solch feinen Sachen anlockt. Jeder zentrale Platz freilich braucht ein prägendes Kunstwerk. Die Vakanz kam auch auf der jüngsten Informationsveranstaltung, die sich dem künftigen Gesicht des Viehmarktplatzes widmete, zur Sprache. Im Idealfall taugt so ein Kunstwerk sogar als Wahrzeichen der Stadt. Uns fällt da der Eisenfachwerkturm auf dem Champ de Mars ein (vulgo Eiffelturm) oder auch die Obelisken auf der Place de la Concorde in Paris oder am Karolinenplatz in München. Wer's figürlicher mag, der dürfte das 60 Meter hohe Kolumbus-Denkmal auf der Plaça del Portal de la Pau am südlichen Ende der Ramblas in Barcelona bevorzugen.

Gerade die platzsparenden Obelisken und Säulen wären für Bruck besser geeignet als ein Eisenfachwerkturm, soll doch in jedem Fall genügend Platz bleiben für Grünen Markt, Christkindlmarkt und öffentliche Toilette. In der städtebaulich sensiblen Zone zwischen Kloster und den Herrenhäusern an der Hauptstraße ist es mit der Figur eines bürgerlichen Entdeckers freilich nicht getan. Da bedürfte es schon etwas mehr royaler Strahlkraft. Es könnte sich als glückliche Fügung erweisen, dass im suburbanen Bereich der Kreisstadt gerade ein passendes Bauwerk im Weg steht: die Kaisersäule bei Puch. Dort, wo die von Bildhauer Anton Boos geschaffene Stele im 18. Jahrhundert errichtet wurde, soll Ludwig IV., bekannt als Ludwig der Bayer, im Jahr 1347 auf der Bärenjagd einem Herzinfarkt erlegen sein.

Gegen die Verpflanzung des Monuments vom Rande eines geplanten Kreisverkehrs in der Provinz mitten hinein ins Brucker Herz kann niemand etwas haben. Und wenn es Franz Herzog von Bayern, der die Pucher Lokalität jüngst besucht hat, fürderhin wieder einmal nach Fürstenfeldbruck führt, dann könnte er einen Besuch beim Denkmal mit einem gemütlichen Bummel verbinden und gleich noch ein paar Äpfel und Kohlrabi einkaufen. Überkäme den Blaublütigen im Schatten der Kaisersäule ein dringendes Bedürfnis, dann wäre der Viehmarktplatz auch dafür gerüstet.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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