Mitten in Fürstenfeldbruck:Kompetenz von links bis rechts

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Die CSU lädt sich zum Jahresbeginn ganz verschiedene Gäste ein und zeigt damit, ihre Corporate Identity ist der Spagat

Kolumne Von Stefan Salger

Konzentriere dich auf deine Kernkompetenzen - den Spruch kennt man von Psychologen ebenso wie von Unternehmensberatern. Galt es bis vor ein paar Jahren noch als schick, einen Konzern möglichst breit aufzustellen und auf möglichst vielen Hochzeiten zu tanzen (Gemischtwarenläden wie Siemens lieferten bis vor ein paar Jahren nicht nur Kernspintomographen, Dampfturbinen oder Kraftwerke, sondern auch Computer-Hardware und Handys), so hat sich das Bild gewandelt. Heute heißt es eher Back to the Roots: Autozulieferer lagern Teile der Produktion an Zulieferer aus, Konzerne verscherbeln ganze Firmenzweige - so wie Siemens schon vor einer halben Ewigkeit die Handysparte. Die Botschaft: klare Kante, klare Kompetenz, klares Profil. Corporate Identity. Der Name ist Programm. Da weiß der Kunde, was er bekommt.

Eine klare Kante kann auch den politischen Parteien nicht schaden. Der CSU ist diese unter ihrem von der Opposition als Drehhofer geschmähten Noch-Ministerpräsidenten freilich etwas abhanden gekommen. Bei Themen wie Windkraft oder achtstufiges Gymnasium legte Horst Seehofer gerne mal eine 180-Grad-Wende hin. Die gelinde gesagt "diversifizierte" Auswahl von Gastrednern festigt den Eindruck, dass sich die CSU auch künftig alles offen halten und das gesamte politische Spektrum beackern will. Wäre doch gelacht, wenn man mit einem zirkusreifen Spagat nicht auf allen Gebieten dieser Welt reüssieren könnte.

Während die Brucker CSU ein Zeichen gegen den Antisemitismus setzt und auf dem Neujahrsempfang am Freitag im Kloster die israelische Generalkonsulin Sandra Simovich zu Wort kommen lässt, setzten die Kollegen auf Landes- und Bundesebene jüngst ein Zeichen für Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und hofierten ausgerechnet den stramm rechten ungarischen Regierungschef Viktor Orban - so geschehen am vergangenen Freitag bei der Klausur im Kloster Seeon.

Aber im Grunde genommen sind die Schwarzen ja bislang auch immer gut damit gefahren, neunmalkluge Psychologen oder Unternehmensberater links liegen zu lassen. Die würden ihnen gewiss auch davon abraten, zum Laptop weiterhin die Lederhose zu tragen. Dabei ist das doch Corporate Identity in seiner beständigsten Form.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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