Mitten in Fürstenfeldbruck:Knöllchen digital bezahlen

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Verkehrspolizisten kassieren nun auch im Landkreis in Lichtgeschwindigkeit ab

Kolumne von Erich C. Setzwein

Sofortkasse. Allein der Begriff. Bezahlen, aber sofort. Keine Expresskasse bei Aldi, sondern ein Befehl. Das Ergebnis einer Verfehlung auf der Straße. Denn nur dort steht die Sofortkasse quasi im Streifenwagen der Verkehrspolizei, und keine Ausrede hilft: "... Tachonadel irgendwie hängen geblieben..., ...völlig unerklärlich..., ... auf einmal eine Tempo-30-Zone..." Da sind sie unerbittlich, die Soforteinnehmer von Verwarngeldern. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gibt ihnen nun ein Instrument in die Hand, das sonst nur vom Supermarkt oder der Tanke bekannt ist: Abrechnungsterminals für elektronisches Bezahlen. 40 Dienststellen in Bayern bekommen 140 Geräte.

Die Verkehrspolizeiinspektion Fürstenfeldbruck ist nicht im Landkreis, sondern in Obermenzing angesiedelt, aber ihre Streifen sind auch im Landkreis unterwegs, sodass vielleicht schon in Kürze ein etwas zu sportlicher Brucker Autofahrer an die Bezahlschranke kommt. Möglicherweise hat bei dem perfiden Plan sogar der amtierende Finanzminister und designierte Ministerpräsident Markus Söder die Hände im Spiel. Denn der elektronische Fluss von Verwarnungsgeldern ist so viel schneller als die Einzahlung oder Überweisung in der Staatskasse. Damit lässt sich rechnen - und regieren. Herrmann wiederum will damit auch seine Polizeibeamten von der Verwaltungsarbeit entlasten, die Digitalknöllchen sollen ihnen zusätzliche Dienstzeit ersparen. Begleiten doch die Polizisten jeden ausländischen Fahrer, von dem sie eine Sicherheitsleistung verlangen, persönlich zum Geldautomaten, wenn er gerade nicht flüssig ist.

Die Zahlungsterminals sind möglicherweise nur der Anfang einer technischen Aufrüstung der bayerischen Polizei. Nicht ausgeschlossen ist, dass ein Alkomat mit dem Bezahlautomaten kombiniert wird, so dass eine promillegenaue Abrechnung möglich ist. Und wer gerne an der Supermarktkasse alle Arten von Rabattmarken, Herzen und Sonderaktions-Aufkleber bekommt, für den gibt es schon längst die bekannten Flensburger Punkte. Auf Wunsch mit Sammelkarte.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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