Mitten in Fürstenfeldbruck:Klimaschutz mit Beyoncé

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Warum das Stadtradeln einen Star vertragen könnte

Von Peter Bierl

Hunderte von Bürgern werden sich in den nächsten Wochen in den Städten und Dörfern des Landkreises auf ihre Fahrräder schwingen, um bei der Aktion Stadtradeln mitzumachen, die zum neunten Mal stattfindet. Das ist eine gute Sache, denn Radeln ist Bewegung, also gesund, umweltfreundlich, weil kein Dreck aus einem Auspuff kommt, und oft auch gesellig, weil viele Touren mit Freunden, Bekannten und Kollegen gefahren werden.

Gezielt sollten die Veranstalter den Lokalpatriotismus schüren, um die Beteiligung zu steigern: Dass die Germeringer jedes Jahr die meisten Teilnehmer stellen, die auch noch den Kilometer-Rekord einheimsen, ist doch eine Blamage für den Rest. Und dass Olching, einwohnermäßig drittstärkste Kommune, in beiden Kategorien stets unter ferner liefen rangiert, eine Schande, die eine junge Stadt nicht auf sich sitzen lassen darf. Erfreulich ist auch, dass der Verein Ziel 21, der im Landkreis als Organisator fungiert, nicht mit vermeintlich eingesparten Kohlendioxid-Tonnen protzt. Denn dass und in welchem Umfang Teilnehmer tatsächlich während der Aktion Stadtradeln auf das Auto verzichtet haben, kann kein Mensch belegen.

Dass es damit nicht weit her ist, belegt der Umstand, dass auch in diesem Jahr kein einziger "Star"-Radler im Pulk mitstrampelt. Mit Prominenten und Glamour können wir eben nicht aufwarten, ist aus dem Mammendorfer Organisationskomitee zu hören. Die Antwort ist entweder sehr elegant oder zeigt, dass keiner die Regeln kennt. Das ist nachvollziehbar, denn in Mammendorf ist erstmals ein eigenes Team am Start und in der Boomtown des Westens, die voll auf Wachstum setzt, hat man anderes im Kopf. Jedenfalls handelt es sich bei "Star"-Radlern nicht um Leute wie Beckenbauer und Beyoncé, sondern normale Menschen, die für drei Wochen ihr Auto abgeben. Dann wäre Schluss mit lustig, man müsste dauernd selber in die Pedale treten oder wäre auf S-Bahnen angewiesen, die überfüllt sind oder gar nicht kommen. Richtig schön ist Radeln sowieso bloß, wenn es gechillt zum Biergarten geht und sensibel für den Klimaschutz kann man auch werden, wenn das Fernsehen überschwemmte Städte und Dörfer zeigt.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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