Mitten in Fürstenfeldbruck:Kampf dem Kassenbon

Der Verzicht auf eine Rechnung macht sich gut fürs ökologische Gewissen. Doch die Aufstellung der Kassenposten gehört eigentlich zum Kauf dazu

Kolumne von Heike A. Batzer

Ja, die Unternehmen sorgen sich um uns und die Umwelt. Erst haben sie uns die Plastiktüten weggenommen, auf dass man die Einkäufe nun in der Hand tragen muss. Denn wer ist schon so gut organisiert, dass er immer einen ökologisch einwandfreien Mehrweg-Jutebeutel in der Jackentasche trägt? Nun hat ein großer Discounter neues Sparpotenzial entdeckt, das sich umweltpolitisch richtig gut macht: das Papiersparen.

Wir, die wir auf Blöcke zum Mitschreiben, auf Ausdrucke komplizierter Sachverhalte und ähnlichen Papierkram angewiesen sind, blicken neidvoll auf den Discounter, der seine Fürstenfeldbrucker Kunden neuerdings an der Kasse fragt, ob sie denn unbedingt einen Kassenbon haben möchten. Die freundliche Kassierin gibt noch die Information preis, dass sie das fragen müsse, denn man wolle künftig Papier sparen. Das klingt erst mal ziemlich löblich, und so manch tief beeindruckter Kunde lehnt für ein reines ökologisches Gewissen reflexartig die Forderung nach einem Kassenzettel ab, man möchte ja schließlich nicht als Umweltsünder dastehen.

Aber gehört das eigentlich nicht zum Vertragsgeschäft? Ware gegen Rechnung? Der Kunde nimmt mit, der Anbieter quittiert? Wie, bitte schön, soll man nun kontrollieren, ob all das auch im Einkaufskorb liegt, was auf der Rechnung steht? Ob zum richtigen Preis abgerechnet wurde? Und was, wenn der Kunde umtauschen möchte, aber keinen Nachweis hat? Na ja, auf alle Fälle ein schöner Werbegag, die Sache mit dem Kassenbon. Drinnen im Laden schlummert derweil Obst und Gemüse dicht verpackt unter ganz viel Plastik.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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