Mitten in Fürstenfeldbruck:Ja-Wort mit Ansage

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Oberbürgermeister Raff ist vom Vize über seinen Kopf hinweg befördert worden

Kolumne Von Stefan Salger

In Fürstenfeldbruck gärt es schon seit Längerem. Kommt es zu einer der regelmäßigen Eruptionen, dann wäscht Oberbürgermeister Erich Raff entweder unbotmäßigen oder zu redseligen Stadträten den Kopf oder er bekommt selbst eins auf den Deckel, weil er angeblich Debatten über wichtige Themen gar nicht erst zulässt oder über die Köpfe der Stadträte hinweg entscheidet. Vorwürfe, die jüngst bei Themen wie Sportzentrum, Sparkassenfusion oder Asyl-Erstaufnahme am Fliegerhorst wieder zutage traten.

Nun hat ausgerechnet Raffs Vize Christian Götz von der BBV den Spieß umgedreht und über den Kopf Raffs hinweg Fakten geschaffen. Der OB bekam das freilich auf der jüngsten Stadtratssitzung gar nicht mit, hatte er sich doch kurzzeitig vom Platz respektive aus dem Sitzungssaal gestellt - wegen eigener Befangenheit, ging es bei Debatte und Abstimmung diesmal doch um ihn. Genauer gesagt ging es ums Heiraten.

Raff ist dem Vernehmen nach selbst seit vielen Jahren glücklich mit seiner Frau Elke liiert. Nun kann er ganz offiziell auch andere in den Hafen der Ehe lotsen und Trauungen vornehmen, wurde er doch mit einiger Verspätung zum "Eheschließungsstandesbeamten" befördert. Eigentlich war das schon für den 7. Juni vorgesehen gewesen. Da freilich konnte der Stadtrat kein Ja-Wort geben, weil die damals anberaumte Sondersitzung zur Sparkassenfusion abgesagt worden war. Raff stellte sich also gleich mitsamt dem ganzen Stadtrat vom Feld. Abgesetzt wurde damit auch der zweite Punkt, der im Windschatten der Sparkasse segeln sollte: Brief und Siegel für den obersten Vermählungsbeauftragten der Stadt.

Was der OB nicht live miterleben durfte: Einzig Klaus Quinten stimmte gegen den Beschlussvorschlag und begründete das schelmisch damit, er sei ja schon verheiratet. Ein Fünkchen Ernst war dabei, ärgerte sich der BBV-Stadtrat doch darüber, dass Raff das Gremium monatelang nicht über ein zum Verkauf stehendes Stadtwerkegrundstück informiert und ihm dann auch noch eine recht harsch formulierte Antwort auf eine entsprechende Anfrage geschickt hatte.

Zurück zum Zweiten Bürgermeister Christian Götz. Der hatte die Abstimmung quasi antizipiert und flugs über die 39 Köpfe der Stadtratskollegen und auch noch über den Kopf des amtierenden Oberbürgermeisters hinweg bereits Tatsachen geschaffen. Die Ernennungsurkunde für den OB, teilte Götz bestens gelaunt mit, habe er längst unterschrieben.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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