Mitten in Fürstenfeldbruck:Hohe Zeit der Ersparnis

Lesezeit: 1 min

Die Alltagsdinge nahmen früher mehr Zeit in Anspruch, die man jetzt sparen kann. Allerdings kostet auch dieses Sparen etwas

Von Christian Hufnagel

Früher, eh klar, war alles viel besser. Alltäglichkeiten waren lebensintensiver, weil sie schlicht mehr Zeit gefressen haben. Das Schreiben etwa. Was für eine geistige Mühe. Man musste sich hinsetzen und - jawohl - erst einmal überlegen, was man zu Papier bringen wollte. Das Handwerkszeug war ein Füller und das inhaltliche Transportmittel die eigene Schrift. Und weil es keine Saubermannlöschtaste gab, sondern ein, zwei Denkfehler einen Neuanfang bedeuteten, nahm man es mit jedem Satz sehr genau. Am Ende suchte man Kuvert und Briefmarke und lief auch noch zum nächsten Briefkasten. Die modernen Kommunikationswege kürzen freilich alles ab, auch den Geist. E-Mail, SMS und Whats-app sind schneller in der Übermittlung, als viele überhaupt noch denken können.

Wenngleich die Zeitersparnis durch die elektronischen Medien natürlich im Grunde ins Unermessliche geht, mögen die Altvorderen trotzdem wehmütig auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens der Vergangenheit nachhängen. Bankgeschäfte etwa, die zwangen einst den Menschen noch, das Haus zu verlassen, sich in der Bankfiliale brav in eine Schlange zu stellen, um an deren Ende eine Überweisung auszufüllen oder Geld abzuholen. Heute muss man keinen Menschen mehr sehen und kann das bequem auf der Wohnzimmercouch online erledigen. Zu was diese Annehmlichkeit im Landkreis führen wird, hat der Fürstenfeldbrucker Sparkassenchef in harmlose Worte gepackt: "An der ein oder anderen Stelle wird es eine Korrektur geben." Kann nur bedeuten, dass Filialen geschlossen und durch Automaten ersetzt werden und weniger Personal benötigt wird. Wer das nun nostalgisch bedauern und als maschinelle Vernichtung von Arbeitsplätzen sozialkritisch geißeln will, muss sich nur an seine eigenen Füße fassen. Beschleunigt wird diese Entwicklung derzeit freilich auch durch die Nullzinspolitik, die den Banken das Geschäft vermiest. Und der kleine wie große Mann kann hier wirklich auf jeglichen Weg verzichten, um in irgendeiner Form eine Sparanlage abzuschließen. Zumindest in diesem Fall ist Wehmut angebracht: Früher, da war es besser.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: