Mitten in Fürstenfeldbruck:Haarige Zeiten im Stadtrat

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Die Zahl der Bartträger hat zugenommen, aber wie kontern die Frauen im Kollegium?

Von Stefan Salger

Bruno Ganz ist ein Schauspieler von Weltrang, der meistens akkurat rasiert in Erscheinung tritt. Zunehmend herrscht bei ihm nun aber mehr oder weniger Wildwuchs um die Oberlippe herum. Etwa 2004, als er im Streifen "Der Untergang" den Führer spielte. 2014 ließ er sich sogar einen Vollbart stehen und machte damit den rauschebärtigen Billy Gibbons und Dusty Hill von der Rock-Kultband ZZ-Top Konkurrenz. Das passt in die Zeit, in der Marco Sailer vom SV Darmstadt 98 seine Gegenspieler mit dem längsten Bart der Bundesliga schockt und sogar Ex-Milchgesicht Ingo Zamperoni die Tagesthemen plötzlich mit Vollbart moderiert.

Es drängt sich eine Erkenntnis auf: Dieses Naturaccessoire, das der Evolution Paroli geboten hat, erlebt eine Renaissance und ist wieder "in" - beim Mann im Allgemeinen und beim Brucker Stadtrat im Besonderen. Während Politiker wie Christian Stangl (Grüne), Michael Piscitelli (CSU) oder Hardy Baumann (BBV) sich noch auf eher dünne Oberlippenbärtchen beschränken, die zeitweise von Stoppeln flankiert werden, sind andere weiter. Zwischen Dreitagebart und Vollbart changieren Klaus Quinten, Karl Danke, Jens Streifeneder, alle von der Brucker Bart-Vereinigung (BBV) und Erich Raff (CSU). Einen veritablen Störtebeker-Bart besitzt Pirat Andreas Ströhle. Und Herwig Bahner (CSU) hat sich einen Kinnbart stehen lassen, mit dem er ein bisschen wie Ökonomie-Oberguru Hans-Werner Sinn wirkt.

Je mehr Barthaar, desto wichtiger. Für diese These sprechen Andreas Lohde (CSU-Fraktionsvorsitzender, Vollbart) und Philipp Heimerl (SPD-Fraktionsvorsitzender, Vollbart). Dass sich Tommy Beer (BBV) trotz stattlicher Gesichtsbehaarung eher im Hintergrund hält und Axel Lämmle trotz des sehr dicht gewordenen Barts sogar in die zweite Reihe der SPD-Fraktion gerückt ist, muss als unergründliches Mysterium hingenommen werden. Höchste Zeit, dass sich Jan Halbauer (Grüne), der dreitagebärtige Gleichstellungsbeauftragte im Stadtrat, endlich einschaltet. Denn wo bleiben bei all dem zur Schau getragenen Bart-Chic die Frauen? Sie könnten bestenfalls mit Dauerwellen oder Tätowierungen kontern. Wahrscheinlich aber lassen sie sich ohnehin nicht blenden - und erinnern sich an Schauspieler Bruno Ganz. Der hat sich 2014 nur deshalb diesen weißen Rauschebart wachsen lassen, um bei der Heidi-Neuverfilmung einen Charakter mimen zu können, mit dem Männer im Allgemeinen und Brucker Stadträte im Besonderen lieber nicht verglichen werden möchten: den zauseligen Almöhi.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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