Mitten in Fürstenfeldbruck:Geschäftsmodell Fußballcamp

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Der SC Fürstenfeldbruck will den Kindern eine weltmeisterliche Ferienbetreuung bieten

Kolumne Von Christian Hufnagel

Fußball befeuert wie kein anderer Sport den Ehrgeiz, die Sehnsucht und die Träume der Eltern. Ein Ausdruck dessen ist sicherlich, dass es für die Kleinen keine Ruhe geben kann, wenn der Verein einmal Pause macht. "Feriencamps" haben sich so zu einem äußerst lukrativen Geschäftsmodell entwickelt für private Anbieter. Diese können Unternehmen sein, die Bildungsbezeichnungen wie Schule oder Akademie im Namen führen und damit Relevanz und Bedeutung im Metier suggerieren wollen. Oder es sind ehemalige Profis, die ihren guten Namen weiter vermarkten. Und selbst der Bayerische Fußballverband bietet diese Form der Ferienbetreuung an. Aus allen Ankündigungen lässt sich ein großes Versprechen herauslesen: Auf die Nachwuchskicker warte ein qualitativ hochwertiges Programm, ein Spaß mit vielen Tricks, alters- und leistungsgerechte Gruppen - und immer und überall: höchst professionelle Trainer. Solch ein sportliches wie pädagogisches Rundum-Paket kostet etwas, eine Ferienwoche im Schnitt rund 200 Euro, was nicht überteuert erscheint.

Auch der SC Fürstenfeldbruck lockt nun mit einem Feriencamp. Er will damit aber kein Geld machen, was sich leicht hätte vermuten lassen, schließlich ist der dauerkrisengeschüttelte Verein finanziell mehr als klamm und im vergangenen Jahr nur mit viel kommunaler Hilfe der Insolvenz entgangen. Im 100. Jahr seines Bestehens möchte der Klub denn Schlagzeilen schreiben und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Garantieren soll das ein Fußballcamp mit José Edmilson Gomes de Moraes, der der anvisierten Zielgruppe von sechs bis 16 Jahren zwar unbekannt sein dürfte, der dennoch eine Berühmtheit, eine "Barcelona-Legende" ist: Der 41-Jährige ist 2002 mit Brasilien Weltmeister geworden, spielte unter anderem eben für den FC Barcelona.

Die Lehrveranstaltung für Nachwuchskicker mit solch einem Star anzukündigen, kann natürlich nicht im Vereinsheim geschehen. Dafür muss Samstagnachmittag das Rathaus aufgesperrt und der Sitzungssaal zur Pressebühne umfunktioniert werden. Die PR scheint auch notwendig zu sein. Die Nachfrage ist wohl noch nicht in Fahrt gekommen. Stolze 550 Euro hatte der SCF für das "Edmilson-Camp" publiziert, inzwischen ist der Preis auf 290 Euro gesunken. Für den Fußball ihrer Kinder zahlen Eltern offenbar doch nicht jeden Preis, selbst wenn das Ankündigungsplakat Traumhaftes verspricht, nämlich "vom Weltmeister Edmilson Moraes trainiert werden", also schlicht nichts weniger als eine weltmeisterliche Ferienbetreuung.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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