Mitten in Fürstenfeldbruck:Fußball als Katalysator

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Selbst die Kommunalpolitik fasst sich zu EM-Zeiten kurz

Von Christian Hufnagel

Der Fußball hat in den vergangenen Wochen das Leben im Landkreis so schön beschleunigt. Pünktlich zum Anpfiff war alle Arbeit erledigt. Vor allem die Kommunalpolitik glänzte unter diesem Diktum in vorbildlicher Disziplin. Treibt die Debattierfreude für gewöhnlich die Sitzungen in eine unbegrenzte Nachspielzeit, die leider von keinem Rhetorik-Schiedsrichter abgepfiffen wird, hat das Interesse am Halbfinale der Europameisterschaft am Donnerstagabend die Leidenschaft am Schwadronieren mustergültig ausgebremst. Der Maisacher Gemeinderat beeilte sich in einmütiger Geschlossenheit, die Olchinger Kollegen fingen extra früher an und gelangten somit ebenso zeitig ins Ziel. Die Mitglieder beider Gremien waren bequem zum Anstoß zu Hause. Dass die Gröbenzeller dies erst zur zweiten Halbzeit schafften, weil es bei einem Baugesuch doch wieder mit ihnen durchging, kann als die berühmte Ausnahme hier vernachlässigt werden.

Der Fußball hat auf der anderen Seite aber auch das Leben wunderbar entschleunigt. Zumindest für die Dauer einer Deutschland-Partie, wenn das allgemeine Getriebe und Getöse erstarb und man sich zum gemeinsamen Starren auf eine Großbild-Leinwand traf. Diese Form des ebenso aufwühlenden wie kontemplativen Gemeinschaftserlebnisses an Orten wie dem "Pavillon Beach" in Fürstenfeldbruck oder dem Puchheimer Kulturzentrum suchten auch bei dieser Europameisterschaft wieder Aberhunderte auf. Sehr gut sei das Public Viewing angenommen worden, bestätigt etwa der Leiter genannter Kulturstätte. Gut 200 haben dort das Ausscheiden der Löw-Truppe gegen Frankreich miterlitten.

Zur allgemeinen Enttäuschung gesellt sich nun auch noch jene über das Versagen des Puchheimer Orakels hinzu. Mops Chico stürzte sich bekanntlich auf die Wurst mit der Deutschland-Fahne, was die Fans in den (Irr-)Glauben versetzte, wir würden gewinnen. Einziger Trost: Ein neuer Prophet ist für die Weltmeisterschaft in zwei Jahren schon gefunden. Grafraths Bürgermeister machte sich für die fußballkonforme Auszählung des Bürgerentscheids an diesem Sonntag von Anfang an keine Sorgen: "Deutschland kommt nicht ins Endspiel", hatte Markus Kennerknecht richtig orakelt.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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