Mitten in Fürstenfeldbruck:Feindliche Übernahme

Vor Monatsfrist wollte Bruck den Nachbarn Emmering eingemeinden. Jetzt ist in einer Nacht das Gegenteil passiert

Von Erich C. Setzwein

Es muss kurz vor Mitternacht gewesen sein, als späte Heimkehrer die Stadtgrenzen überschritten und sich fragten, ob sie vielleicht zu viel getrunken hatten. Auch die, die stocknüchtern waren, glaubten, sich verirrt zu haben. Man kennt das ja. Der ewig gleiche Weg zur Arbeit und nach Hause wird irgendwann zur Routine, dass man die Strecke auch geht oder fährt, wenn man gar nicht in die Arbeit muss. Irgendwann nimmt man gar nicht mehr so richtig wahr, was sich alles verändert entlang der Strecke, bis man eines Tages - in unserem Fall eines Nachts - etwas erkennt, was vorher nicht war. So wie das Loch, wo vorher ein Nichtloch war, oder ein Ortsschild, wo vorher ein anderes war. "Große Kreisstadt Emmering" ist an den gelben Ortsschildern zu lesen, wo bei Tageslicht noch Fürstenfeldbruck stand. Verfahren? Verirrt?

Keineswegs! An Aus- und Eingängen, die Fürstenfeldbruck so anbietet, hat eine feindliche Übernahme stattgefunden. Viel Zeit für die Attacke auf das im Volksfestrausch dahindämmernde Bruck hatten die Emmeringer nicht, aber sie nutzten die Gelegenheit der Freinacht schamlos aus. Noch vor Monatsfrist - wir erinnern uns - , war ein Fürstenfeldbrucker Übernahmeangebot an Emmering an purer Widerborstigkeit gescheitert. Mit ziemlicher Sicherheit ist anzunehmen, dass das "Brucker Grünwald", wie es auch genannt wird, schon damals eigene Pläne für eine Eingemeindung schmiedete. Das ist nun gelungen. Brucks OB Klaus Pleil hat den Tag der Arbeit sicher dafür genutzt, die Stadt an den neuen Emmeringer OB Michael Schanderl zu übergeben. So schnell kann's gehen.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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