Mitten in Fürstenfeldbruck:Fasching ist Arbeit

Lesezeit: 1 min

Ritual: Prinzessin Anna I. überreicht Teamleiter Christian Hufnagel einen Faschingsorden. (Foto: Voxbrunner, Carmen)

Echte Karnevalisten nehmen die närrische Zeit manchmal schon sehr ernst

Kolumne von Christian Hufnagel

Im Fasching soll das Leben eigentlich konfettileicht dahinfliegen: kunterbunt, total ausgelassen und immer eine Grinserübe mit Pappnase im Gesicht. Allerdings fährt die Leichtigkeit nicht von alleine ins Gemüt. Offenbar schon gleich gar nicht den Kreisstädtern: "Bruck zu motivieren, mit uns Party zu machen, ist eine Lebensaufgabe", seufzt Jürgen Völkl. Der Präsident der Faschingsfreunde hat diese Erfahrung erst wieder am vergangenen Samstag machen müssen, als er "Bruck narrisch" werden lassen wollte, aber sich auf dem Geschwister-Scholl-Platz sechs Stunden und 14 Showacts lang nicht unbedingt die Mega-Stimmung einstellen wollte: Kaum sei ein Auftritt vorbei gewesen, habe sich der Platz geleert, kurz: "Es waren nur ganz wenige, die den ganzen Tag da waren." Völkl weiß freilich, dass eine solche Verweildauer etwas zu viel verlangt wäre und will die Form dieses Straßenfaschings durchaus überdenken. Aber dem Vereinschef geht es bei seinem Besuch in der Fürstenfeldbrucker Redaktion der SZ auch ein wenig darum, daran zu erinnern, "was für eine Arbeit für uns da drin steckt, damit andere Spaß haben".

Die fängt schon damit an, einen Kindheitstraum erfüllen zu können. Aus dem gemeinen Volk werden zwei Menschen auserwählt, für ein paar Wochen als adeliges Paar hochherrschaftlich repräsentieren zu dürfen. Mit der Prinzessin ist das für einen Faschingsverein noch leicht. Anna I. mit dem bürgerlichen Namen Orecher musste nicht lange überredet werden. Die 22-jährige Sprachstudentin ist tanzbegeistert, kommt aus der eigenen Garde und hat sich gerne "eineinhalb Monate" für diese "sehr schöne Abwechslung" frei genommen. Immer schwieriger gestaltet es sich da für den männlichen Part: "Prinzen wachsen definitiv nicht auf den Bäumen", sagt der Präsident. Und nur über ein Online-Portal für Tanzpartner stieß man auf Christian Siegel aus Starnberg. Der 25-jährige Kinderkrankenpfleger kann sich also derzeit als Christian I. fühlen und bekennt, die Zeit als Prinz wohl "vermissen zu werden".

Aber bis dahin haben die Beiden noch einen rappelvollen Terminplan - mit Auftritten etwa beim Weiberfasching in Mammendorf, in der Staatskanzlei beim Ministerpräsidenten und auf Bühnen in München. Spätestens am Aschermittwoch muss sich Völkl jedoch wieder seiner Lebensaufgabe widmen, nach dem nächsten Prinzenpaar suchen - und nach Konzepten, damit Bruck in nächsten Fasching mal so richtig narrisch wird.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: