Mitten in Fürstenfeldbruck:Ende der Debatte

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Ausufernde Diskussionen im Stadtrat lassen sich schnell beenden. Mit einem Antrag zur Geschäftsordnung. Schräg wird es allerdings, wenn dieser aus der Fraktion dessen kommt, der sich noch zu Wort gemeldet hat

Von Stefan Salger

Gremien wie Stadt- oder Gemeinderäte werden schon mal als Bühne fürs große Schaulaufen genutzt. Da wird gerne der Bogen geschlagen bis nach München, Berlin oder Brüssel. Nach dem Motto: Die Gedanken sind frei. Oder nach dem beliebten Prinzip: "Es wurde zwar in der Debatte schon alles gesagt, aber noch nicht von mir." Der Fürstenfeldbrucker Stadtrat ist da zwar keine Ausnahme, offenbar wurde aber mit Blick auf ausufernde Sitzungen eine Art geheimer Masterplan ersonnen.

Zu erleben ist das bei der Debatte um die Hundesteuer: Pirat Andreas Ströhle steht da auf verlorenem Posten und stemmt sich vergeblich gegen den Rest des Stadtrats. Mit seinen Argumenten dringt er auch deshalb nicht durch, weil das Mikrofon vor ihm zwar wunderbar rot leuchtet, aber nur ein fürchterliches Krächzen weiterleitet. Ströhle greift zum Nachbarmikro. Doch auch das klingt, als würde die Leitung zur NSA quer durch den Ozean und wieder zurück geführt. Nix zu verstehen. Klaus Quinten von der BBV hat es besser. Sein Mikro funktioniert tadellos. Deshalb kann die Technik seinen Wortbeiträgen nicht Einhalt gebieten. Und deshalb muss seine Fraktionskollegin Irene Weinberg, die zwei Plätze weiter sitzt, das übernehmen. Es geht immer noch um Ströhles Hundesteuerantrag, als sich Quinten meldet. Man spürt, dass er sorgsam abgewogen hat, vielleicht die Herzen der Stadträte erobern will mit einem fulminanten Kompromissvorschlag. Der Pädagoge ist bekannt für seine pointierten, gleichwohl meist fundierten Beiträge. Er holt schon mal tief Luft.

Jetzt ist aber noch kurz Irene Weinberg dran. Und die beantragt etwas entnervt nach dem endlos ausgebreiteten und wiederholten Für und Wider "ein Ende der Debatte". Sitzungsleiter Erich Raff (CSU) blickt leicht belustigt in die Rednerliste vor ihm und stellt lapidar fest: "Okay, da steht eh nur noch der Quinten drauf."

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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