Mitten in Fürstenfeldbruck:Eine Tüte voll guter Laune

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Die Erste-Hilfe-Tüte für gute Laune der Brucker Heimatgilde. (Foto: Privat)

Die Brucker Heimatgilde beweist, dass man sich von Corona nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen muss

Glosse von Christian Hufnagel

Ziemlich grau ist der Arbeitsalltag übers Jahr. Zu lachen hat ein Lokaljournalist da wenig. 364 Tage lang entstaubt er trockene Wortungetüme wie Bebauungsplanverfahren, Erhaltungssatzung und ähnliche Amtsdeutschsubstantiva. Und gar dunkelgrau wurde es im Corona-Jahr. Bayerns Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ist nicht nur von der Sprache her eine deprimierende Angelegenheit, die Sars-CoV-2-Viren schwärzen den Tag endgültig. Aber all dem Unbill zum Trotz gab es immer diesen einen Tag, an dem es in der Redaktion licht, bunt, ja ein wenig heiter wurde, wenn der Fasching vorbeischaute - in Gestalt garantiert gut gelaunter Abordnungen entsprechender Vereine aus der Kreisstadt und Olching.

Der gemeine Untertan konnte sich da sakrisch darauf freuen. Die Gäste waren stets nicht nur von heiterem Gemüt, sondern auch von adligem Geblüt. Schließlich ist es eiserner Brauch, dass sich das närrische Volk für die Monate seiner Existenz Prinzenpaare wünscht und auch bekommt, welche sie durch die turbulenten Feiermonate standfest führen. Und auf einen Abstecher erschienen traditionsgetreu auserwählte Paare, die beim Vornamen samt einer römischen Zahl angesprochen werden. Als Höhepunkt erhoben Prinz und Prinzessin die Gastgeber zwar nicht gleich in den Adelsstand, aber doch ein wenig aus dem faschingsmuffeligen Leben empor: Es gab einen Orden, eine Art Verdienstkreuz des Narrentums.

Aber in diesem Jahr rückte natürlich niemand mit Sekt, Krapfen und Auszeichnung an. Da stand die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wie ein Spaßverderber vor der Tür. Die Brucker Faschingsfreunde und die Faschingsgilde Olching versuchten es auch gleich gar nicht, diese Barriere zu unterlaufen. Die Brucker Heimatgilde hatte indes eine ausgefallene Idee: Sie ließ ein Tüte übermitteln, um mit einem "kleinen Faschings-Päckchen das närrische Lebensgefühl direkt in die Redaktion zu bringen", wie das Kinderprinzenpaar Noah I. und Lea I. im Beipackzettel es ausdrückt. Der Inhalt dürfte als Erste-Hilfe-Ausstattung zur Bekämpfung des Trübsinns wohl selbst durch den Tüv kommen: Wer sich durch Konfetti und Luftschlangen wühlt, findet eine blaue Schaumstoffnase, ein rosa-weiß gepunktetes Mini-Clownshütchen, Tröten, eine Süßigkeit namens "Lachgummi", ein Päckchen Ahoj-Brause, ein Rezept für den "besten" Faschingskrapfen und - für all die, die immer noch miesepetrig drauf sind - zwei hochprozentige Fläschen mit dem Etikett "Party-Shooter".

Bei so einer Tüte voll von guter Laune macht es dann auch fast nichts, dass man sich den diesjährigen Faschingsorden der Brucker Heimatgilde notgedrungen selbst umhängen muss. Denn nicht zuletzt dieses glänzende Metallstück mit einem eingravierten tanzenden Prinzenpaar hat diesen Tag beschwingt. Und die Worte dafür fallen kurz, bunt, lustig und heiter aus.

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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